Der Hamburger Fotograf Herbert Dombrowski ist 93-jährig gestorben

Hamburg. Als er mit seiner gebrauchten Leica den Hapag-Passagierdampfer "St. Louis" im nächtlichen Hafen fotografierte, war Herbert Dombrowski erst 19 Jahre alt. Das Bild des Schiffs, das später durch die tragisch gescheiterte Emigration von 900 jüdischen Flüchtlingen weltberühmt wurde, kam 1936 auf den Titel der Zeitschrift "Reclams Universum" und markiert den Beginn einer bemerkenswerten beruflichen Karriere. Am 13. Mai ist der Hamburger Fotograf im Alter von 93 Jahren gestorben.

Schon als Schüler hatte Dombrowski fotografiert und schnell ein sicheres Gespür für Motive, Atmosphäre und Stimmungen entwickelt. Aber erst nach Kriegsende begann er als Berufsfotograf zu arbeiten, zunächst als Strandfotograf in Timmendorf.

Bei Aufträgen für Handwerkerinnungen, Immobiliengesellschaften und Möbelhäuser war solides Handwerk gefragt, doch Dombrowski, der in Eppendorf ein Fotoatelier betrieb, konnte mehr. Er fotografierte für Magazine wie den "Spiegel" und den "Stern" und dokumentierte mit seinen exzellenten Schwarz-Weiß-Fotografien in den 50er-Jahren den Hamburger Alltag: Er sah den Menschen ins Gesicht, beobachtete zufällige Straßenszenen und schuf Bilder von Werftarbeitern und feinen Derby-Besucherinnen, von Börsenmaklern und Fischverkäufern auf St. Pauli - Motive des Aufbruchs in der Nachkriegszeit. Als ihn der Verleger Henri Nannen einmal fragte, wie er zu seinen Motiven käme, antwortete Dombrowski: "Jedes Bild ist mir begegnet."

1985 zog sich Dombrowski aus dem aktiven Berufsleben zurück. Seine Bilder waren mehrfach auf Ausstellungen zu sehen. Betreut wird sein Werk von der Hamburger Galerie Hilaneh von Kories.