"Oper ist, wenn die dicke Frau singt", hieß es früher einmal. Heute sind Operdiven rehartig und illustriertenkompatibel. Bei Christoph Schlingensiefs Opernprojekt "Via Intolleranza II" sind die Sängerinnen und Sänger Laien, stammen aus Burkina Faso und haben saftige Hüftschwünge aus ihrer westafrikanischen Heimat mitgebracht.

Der Regisseur nimmt Luigi Nonos Agitationsoper von 1960, "Intolleranza", nur als Vorlage, um einen Flickenteppich aus Szenen über das europäische Kunstverständnis und die Kraft Afrikas in ein Plädoyer gegen die Unterdrückung zu verwandeln. Statt Nonos Musik werden die Szenen mit philosophischen Texten, Volksmusik, ein paar Takten von Richard Wagner und traditioneller Musik aus Burkina untermalt. Thematisch geht's in einem bunten Potpourri um unser deutsches Helfersyndrom gegenüber Afrika. Um Schlingensiefs Krebserkrankung, die chaotische Produktionsgeschichte des Stückes oder fehlgeleitete Völkerverständigung. Afrikanische Folklore wird vorgeführt und ironisiert. Natürlich darf da auch die juchzende "dicke Mama" nicht fehlen.

Via Intolleranza II 23.-26.5., 20.00, Kampnagel (U Saarlandstraße), Jarrestraße 20, Karten 10,- bis 36,- unter T. 27 09 49 49, www.kampnagel.de