Mit neuen Alben aus Übersee hängen Band Of Horses und The National die Latte hoch.

Die Gestrigkeit der Kunst ist, pardon, ein alter Hut. Alle Kunst ist eklektisch, behaupten ja manche. So ist es.

Stilprägende Popbands gibt es kaum noch, und wenn eine Technik wie etwa Thom Yorkes Kopfgesang beliebt wird im Pop, dann ist das maximal ein neues Ideechen. Alles wird neu zusammengesetzt, manchmal altes wiederentdeckt und kopiert: So hält es Band Of Horses aus South Carolina, die so ähnlich klingt wie andere US-amerikanische Rockbands, nämlich My Morning Jacket oder The Shins nach Southern Rock mit allerlei Einflüssen, zum Beispiel Folk und Stadionrock. Die fragile Stimme von Ben Bridwell erinnert an Yorke. Das erste Band-Of-Horses-Album "Everything All The Time" war ein majestätisches Stück Rockmusik, jeder Song eine Fahrt in die Hölle oder in den Himmel, und manchmal auch ins Dazwischen. Einen so endtraurigen Song wie "Funeral", der episch wirkt in seiner Breitflächigkeit, aber textlich doch nur eine kleine Ode an den Selbsthass ist, muss man erst mal hinkriegen. Ihre Songs sind so kraftvoll wie die von Neil Young. Auf der neuen Platte "Infinite Arms", ihrer dritten, sind Band of Horses nicht mehr seelenvoll, sondern geradezu rockistisch. Sie spielen drauflos, fette Gitarren polstern ein optimistisches Grundgefühl.

Optimismus, das ist genau das, was die New Yorker Band The National immer vor der Studiotür abgibt. Ihr neues Album gehört für viele schon jetzt zu den Großtaten der Saison, es heißt "High Violet" und ist eine düstere Sache. Am 8. Juli spielt die Band, die aus dem Indie-Einerlei deutlich hinausragt, mit Midlake zusammen im Stadtpark. Erstes Argument, dorthin zu gehen, sind die neuen Songs, die vielleicht noch besser sind als die auf dem formidablen Vorgänger-Album "Boxer". Das einprägsamste am Sound The Nationals ist natürlich der tiefe Bariton des mit sich selbst ringenden Sängers Matt Berninger. Berninger stammt wie die Brüderpaare Dessner und Devendorf aus Ohio. Ein karges Land, das Grübler hervorbringt. "Runaway" und "Afraid Of Everyone" sind Zeugnisse der Selbstreflexion: bitterschön und poetisch. Auf "High Violet" gibt es Streicher und sanft klöppelnde Drums. Bryan Devendorfs Beat verschafft den National-Liedern das Treibende, Rastlose.

Band of Horses: "Infinite Arms" (Sony)

The National: "High Violet" (Beggars)