Michael Hanekes prämiertes Drama läuft am Montag im Abaton. Der Regisseur zeichnet in seinem Film ein düsteres Sittenbild deutscher Erziehung.

Abaton. Beim Deutschen Filmpreis war es der Running-Gag des Abends. Wann immer die Laudatoren auf der Bühne das Kärtchen aus dem Umschlag zogen und den Gewinner verlasen, hieß es verlässlich: "Das weiße Band". Insgesamt zehn Preise (bei 13 Nominierungen) gewann das Drama von Michael Haneke, darunter die Lola als besten Film. Soviel Einstimmigkeit ist selten in der Branche.

Überhaupt hat Haneke für seinen Film mittlerweile derart viele Auszeichnungen erhalten, darunter die Goldene Palme in Cannes, dass er die Niederlage bei den Oscars locker wird verschmerzen können. Und 600 000 Kinobesucher hätte man bei einem streng komponierten, knapp zweieinhalb Stunden langen Schwarz-Weiß-Film in diesen Kinozeiten auch nicht für möglich gehalten.

"Das weiße Band" trägt den Untertitel "Eine deutsche Kindergeschichte" und erzählt von rätselhaften, gewalttätigen Ereignissen in einem abgeschiedenen Dorf am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Der autoritäre Pfarrer (Burghart Klaußner, der als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde) unterdrückt die Kinder mit einer Erziehung der Angst und Schuld. Ulrich Tukur spielt den jovialen Gutsherren, Josef Bierbichler ist sein Verwalter, und Christian Friedel spielt den jungen Lehrer, aus dessen Perspektive als Außenstehender uns die Geschichte erzählt wird.

Bei den weiblichen Hauptrollen steht Susanne Lothar im Mittelpunkt, mit der Michael Haneke bereits 1997 in "Funny Games" zusammenarbeitete. Die größte Entdeckung des Films aber sind die hervorragend gecasteten Kinderdarsteller. So etwas hat man im Kino noch nicht gesehen.

Das weiße Band Mo 17. 5., 17.00, Abaton (MetroBus 4/5), Allende-Platz 3, Eintritt: 7,-