Für heutige Kinder scheint Hitlers "Tausendjähriges Reich" 1000 Jahre zurückzuliegen. Krieg und Shoah werden im Geschichtsunterricht behandelt wie Luthers Thesenanschlag oder die Französische Revolution.

Doch noch gibt es Momente, in denen die Vergangenheit wieder gegenwärtig ist: zum Beispiel wenn alte Menschen, die heute etwa in Tel Aviv oder in New York leben, davon erzählen, wie sie als Kinder das Grauen der Konzentrationslager erlitten haben und später in Blankenese darauf warteten, ein zweites Leben fern von Deutschland beginnen zu können.

Im Herbst 2005 sind diese "Kinder vom Blankenese" noch einmal nach Hamburg zurückgekehrt, um sich gemeinsam zu erinnern. Jetzt wird ihr Schicksal mit heutigen Kindern aus Hamburg und Berlin verfilmt. Und diese erfahren aus den Erzählungen der Überlebenden, wie nah uns das Grauen von Krieg und Holocaust noch immer ist. Sie beginnen ganz unmittelbar zu verstehen, was Gleichaltrige vor weniger als sieben Jahrzehnten erdulden mussten. Und welches Glück es ist, in Frieden und Wohlstand aufwachsen zu dürfen.

Noch sind solche Begegnungen möglich, deshalb sollten wir den Überlebenden zuhören, solange wir es noch können. Und wenn heutige Kinder den Kindern von einst begegnen, werden sie begreifen, dass Krieg und Shoah nicht 1000 Jahre zurückliegen, sondern weniger als ein langes Menschenleben.