Man muss Oliver Stone, dessen "Wall Street" 1987 in den Kinos lief und die moralische Verkommenheit der Branche ausstellte, dafür preisen, dass sein Film genau zur Krise kam: 1987 platzte die Blase an der Wall Street - kurz nach Drehschluss. Die Kunst fiel mit der Wirklichkeit zusammen.

In Paul Tordays Roman "Charlie Summers" kommt jene etwas zu spät, respektive: zu früh. Der Roman ist eine Nacherzählung der großen Bankenkrise von 2008. Gegengeschnitten werden das Treiben des glücklosen Geschäftsmanns Charlie Summers und dasjenige eines Hedgefonds, für den der Erzähler "Eck" arbeitet, er lacht dem Unternehmer bei abendlichen Dinners betuchte Kunden an. Am Ende liegt sein Chef, der teuflische Finanzjongleur, in Dubai am Strand. Charlie Summers aber verreckt kümmerlich, während Eck seine Romanze im Landhaus genießt. Vereinfacht, grell aufgetragen, trotzdem nicht unbedingt misslungen: Man möchte das alles aber noch in einem größeren Panorama lesen, niedergeschrieben mit zeitlichem Abstand.

Paul Torday: Charlie Summers, deutsch von Thomas Stegers, Berlin Verlag, 288 Seiten, 22 Euro