Hamburg. Ulrich Tukur ist seit Langem als ausgewiesener Freund und Experte der 20er-Jahre-Kultur bekannt. Nicht zuletzt hält er mit seiner Band, den Rhythmus Boys, die beschwingte Liedtradition dieser Zeit lebendig. So war es auch kein Zufall, dass die französische Filmregisseurin Fabienne Rousso-Lenoir ihn fragte, als es einen Conférencier für ihre neue Dokumentation "Cabaret-Berlin: Die Wilde Bühne 1919-1933" zu besetzen galt.

Passend zum noch bis Juli laufenden Kulturfrühling "Himmel auf Zeit - die 20er-Jahre in Hamburg", flimmerte die deutsche Erstausstrahlung des Films in Anwesenheit von Festival-Schirmherr Tukur im Metropolis-Kino über die Leinwand. Als der in der Einleitung als Akteur angekündigt wurde, stellte er richtig: "Sie hören nur meine Stimme. Wenn ich in den 20er-Jahren gelebt hätte, wäre ich jetzt schon tot."

Anschaulich bettet der Film die fruchtbaren Jahre der Berliner Kabaretts in Politik und Zeitgeschichte ein: angefangen von der Inflation nach dem Ersten Weltkrieg über die Wirren der Weimarer Republik und die Weltwirtschaftskrise 1929 bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten. Im Café Größenwahn scharte sich die Boheme um den Maler Max Liebermann, erstaunliche Einblicke bieten frühe Probeaufnahmen mit der blutjungen Marlene Dietrich oder Lotte Lenya in der Uraufführung der "Dreigroschenoper". Ulrich Tukur bereichert die Bilder mit lebendigem Kommentar.

Cabaret-Berlin läuft demnächst auch auf Arte: Mo 24.5., 21.45 Uhr, So 30.5., 6.00 Uhr