Hamburg. "Film ist sichtbar gewordenes Märchen", hat der Regisseur Fritz Lang einmal gesagt. Wer am Sonnabend in der Laeiszhalle die neu rekonstruierte Fassung von Langs "Metropolis" mit den Stummfilmpianisten Stephan von Bothmer erlebte, war geneigt, wieder an Märchen zu glauben.

Allzu kindisch ist die Weltsicht der Drehbuchautorin Thea von Harbou. Religiöses, Moralisierendes, Sozial- und Zivilisationskritik werden da wild gemengt. Und die Gesichter der Hauptdarsteller drücken Heroik, Verzückung, Keuschheit und manch andere altertümliche Gefühle aus, für die wir schon gar keine Namen mehr haben. Erst durch die Musik wird all dies wieder gefühlte Wirklichkeit. Zweieinhalb Stunden ohne Pause erweckte Bothmer Langs Bilder durch Klänge zum Leben und steuerte seine Hörer souverän durch die emotionale Achterbahnfahrt. Meist gab er sich dabei romantisch, doch auch gespenstische Cluster und Glissandi hatte Bothmer im Repertoire.

Ein guter Pianist, der live Musik macht, und ein kleiner Scheinwerfer, der dessen Schatten Nosferatu-mäßig an die Saalseitenwand wirft, bewirken unter Umständen mehr Zauber als Dolby surround und Computeranimationen.