Frank Abts “Glaube Liebe Hoffnung“ in der Fleetstreet

Hamburg. Ödön von Horváth hat den Dreiklang aus "Glaube Liebe Hoffnung" auf seinen Totentanz über den Untergang einer jungen Frau angewandt. Mit dem Klassiker hat die gleichnamige Produktion vom Deutschen Theater Berlin, die am Wochenende in der Fleetstreet gastierte, allerdings nichts zu tun. Sie erzählt "Geschichten von hier". Regisseur Frank Abt, Hamburgern durch sein Projekt "Glück in Hamburg" am Thalia-Theater vertraut, hat gemeinsam mit dem Journalisten Dirk Schneider den Menschen auf der Straße Erfahrungen abgelauscht und diese zu einem Zwei-Personen-Abend montiert, in dem wir dem famosen Duo Alexander Khuon und Natali Seelig beim Glauben, Lieben und Hoffen zusehen.

Anne Ehrlichs Bühnenbild konzentriert sich auf ein schlichtes Innen mit Spießerwohnzimmer und einem Außen aus kahler Bretterwand. Als katholischer Pole berichtet Khuon mit Lakonie und durchaus irritierend für heutige vielfach säkularisierte Ohren von seiner Konvertierung zum orthodoxen Judentum. Detailreich schildert er den Ritus der Beschneidung und freut sich über die rigiden Regeln, die Eheleben und Alltag so angenehm strukturieren. Ein junges Paar hat sich im Internet kennengelernt und ruft herumalbernd noch einmal die erste Begegnung ab.

In vielen Nebensätzen wird deutlich, dass zwei Menschen immer auch zwei Sichtweisen auf die Dinge, in diesem Fall die Liebe, haben, Seelig eine überaus nassforsche und komische, zu der Khuon nur verschüchtert seine Zahnreihe entblößt. Hochamüsant, wie beide um die jeweilige Legende ringen.

Eher nachdenklich stimmt die letzte Episode. Natali Seelig spielt eine ältere Dame, die Erinnerungen an Dresdner Bombennächte aus ihrem Langzeitgedächtnis holt. So wie der Raum ihrer Erinnerung leert sich auch das Wohnzimmer. Ihr bleibt nur die Hoffnung, dass die Hilflosigkeit nicht schlimmer wird. "Glaube Liebe Hoffnung" zeigt, dass auch im Kleinen mitunter die charmanten, berührenden Geschichten erblühen, die auf der Bühne zu einem Glücksfall werden können.