Statt mit den Ärzten Musik zu machen, wirkt Bela B. in der vierten Folge der Schauspielhaus-Theaterserie “Spiel's noch einmal“ mit.

Hotel Maritim Reichshof. An der Tür thront das Schild "Rick's Café". Dahinter, in der umbenannten Bar des Hotel Maritim Reichshof spielen sich turbulente Szenen ab. Ein Kellner stürzt durch die Tür. Eine wild gekleidete Frau schüttelt im Wortgefecht ihr Perückenhaupt. Der Kostümierte entpuppt sich als Bela B. Felsenheimer, kurz Bela B., besser bekannt als der Mann an den Trommeln bei der Band Die Ärzte. Schauspielhaus-Regisseur Dominique Schnitzer probt seine Theaterserie "Spiel's noch einmal", Episode vier. Schon in Episode eins absolvierte Bela B. einen Kurzauftritt.

Über sechs Folgen erzählt der Regisseur und Autor im intimen Rahmen dieser mit ihren bemalten Fenstern und den Klubsesseln so liebenswert altmodischen Bar die Story des Filmklassikers "Casablanca".

Eine der größten Schmonzetten der Filmgeschichte und der Drummer einer Punkband, wie geht das zusammen? Bela B. zeigt sich trotz anstrengender Probe hocherfreut. "Ich bin überrascht, wie lustig und albern die hier alle sind und wie viel Spaß ich mit den Kollegen habe", sagt er und funkelt aus seinen hellblauen Augen. "Das passt zu mir und der Art, wie ich Leben verstehe." Theaterangebote bekommt er schon seit längerer Zeit. Bis auf die Serie musste er alle Anfragen ablehnen. "Vier bis sechs Wochen Probenzeit sind einfach nicht drin, wenn man als Musiker viel unterwegs ist", sagt Bela B.

Sogar die Rolle des Teufels im Salzburger Jedermann hat er ausgeschlagen. Mit seinen markanten Gesichtszügen und tiefschwarzen Haaren, dazu die Underdog-Attitüde mit Totenkopfring am Finger, ist Bela B. ein begehrter Bösewicht. Seine bislang anspruchsvollste Sprechrolle war die des Mephisto in einem erfolgreichen "Faust"-Hörbuch zusammen mit Thomas D. von den Fantastischen Vier als Faust. Auch im Film absolvierte er diverse Auftritte, zuletzt wirkte er in einer Szene von Quentin Tarantinos "Inglourious Basterds" mit, als eine Art Todesengel, ein Wächter zum Höllentor, der die Nazis zur Vorstellung ins Filmtheater ruft.

Die ersehnte kurze Probendauer von knapp zwei Wochen erweist sich bei "Spiel's noch einmal" als Fluch. "Ich habe eine Menge Text zu lernen, versuche ihn aus der Figur zu holen, das zu spielen und zu leben", sagt Bela B. "Wo andere über drei Jahre das Handwerk lernen, habe ich meine Lebensschule."

Da hilft es, wenn man erfahrene Kollegen zur Seite hat. In dieser Produktion übernehmen Ensemblemitglied Michael Prelle und Bela B. fast alle Rollen. Prelle ist angetan: "Das macht in der Arbeit keinen Unterschied. Bela gehört zum Ensemble." Und das, obwohl Prelle HSV-Fan ist und Bela B. Inhaber einer St.-Pauli-Dauerkarte auf Lebenszeit. "Das lassen wir in die gewalttätigen Szenen einfließen", sagt Prelle und grinst. Bela B. kommt nach eigenen Angaben seine langjährige Praxis als Rampensau beim Spiel durchaus zugute. "Im Theater muss man hemmungslos sein."

In Episode vier hat Prelle als Regisseur, der "Casablanca" in Szene setzen soll, große Nöte. Sämtliche Schauspieler haben seine Produktion verlassen. Nur Bela B., der den Killer Sid gibt, kehrt zurück. Fortan stemmen sie zu zweit mit vielen Rollen- und Kostümwechseln den Fortgang der Handlung. Die entspricht im Wesentlichen dem filmischen Original. "Aber es fließen auch andere Anteile ein. Von Corny Littmann bis Marsellus Wallace (Gangsterboss in Quentin Tarantinos Klassiker "Pulp Fiction", Anm. d. Red.) und auch aus meinem Leben", sagt Bela B. Was so komödiantisch klingt, ist durchaus als ernsthafte Hommage gemeint. Cineast Dominique Schnitzer lässt aus der Entstehungsgeschichte des Films und der Historie einige weniger bekannte Elemente in das Stück einfließen.

Bedenken, mit seiner Theaterarbeit in der Mitte des bürgerlichen Mainstreams zu landen und seine Glaubwürdigkeit als Punkmusiker zu verlieren, hat Bela B. nicht. "Das haben ja auch schon andere vor mir gemacht. Es ist Kunst, wenn auch mit einem Augenzwinkern."

Spiel's noch einmal # 4 Premiere am Sonnabend, 20.00, Hotel Maritim Reichshof (U/S Hbf.), Kirchenallee 34, Karten 16,- unter T. 24 87 13; www.schauspielhaus.de