Zum zweiten Mal verliehen RockCity und Haspa-Musik-Stiftung den Musikerpreis “Krach & Getöse“

Hamburg. "Ihre Energie hat mich direkt angesprungen", erzählt Inga Rumpf. Rührend ist dieser Moment, als die Sängerin, die einst mit Udo Lindenberg bei den City Preachers musizierte, ihre Laudatio auf den Nachwuchs hält. Janina sei "sicher hübsch, aber nicht glatt und selbstgefällig". Der expressive Gesangsstil zur Akustikgitarre gefalle ihr, lobt die Jurorin. "Das ist eigenwillig und punkig."

Janina, eine aparte Frau mit Piercing in der Lippe, Stoffblume in der wasserstoffblonden Mähne und als Künstlerin nachnamenlos, gehört zu den fünf Gewinnern des Hamburger Musikerpreises "Krach & Getöse 2010". Der Verein RockCity Hamburg hatte in Kooperation mit der Haspa-Musik-Stiftung zum zweiten Mal zu dem Talentwettbewerb aufgerufen, die fünfköpfige Jury hatte aus mehr als 100 Bewerbungen ihre Favoriten gewählt, die nun mit einem einjährigen Förderprogramm ihre Karriere vorantreiben können.

Auch Singer-Songwriter Niels Frevert findet im Musikladen Hanseplatte schöne Worte für den Preisträger, dem er einen der Sieger-Pokale überreicht: "Ich glaube, dass Kid Decker in der Lage ist, eine volle Kneipe in kurzer Zeit ruhig zu bekommen, wenn die Jukebox ausgefallen ist und alle eigentlich Wolle Petri hören wollen", sagt er über den Liedermacher, der mit bürgerlichem Namen Craig Saunders heißt. Seit 2007 lebt der Brite Kid Decker in Hamburg. "Ich hoffe, dass du dich durch den Preis hier noch mehr zu Hause fühlst", gibt Frevert ihm mit auf dem Weg.

Der Schwerpunkt bei den Einsendungen lag stark auf handgemachter Musik. Eine Gitarre, eine Stimme, fertig. So funktioniert auch der Sound von Spaceman Spiff. "Der zieht sich quasi nackt aus auf der Bühne. Absolut authentisch." Laudator und Juror Johannes Oerding steckt zwar selbst noch halb in den Pop-Kinderschuhen, ist aber mit seinem Album "Erste Wahl" und zahlreichen Live-Konzerten schon ein, zwei Stufen weiter als die "Krach & Getöse"-Acts. Von der Wahrhaftigkeit, mit der Spaceman Spiff alias Hannes Wittmer von bittersüßen Momenten des Lebens erzählt, zeigt sich Oerding mehr als begeistert.

Kluge Verse und poetische Bilder entwirft auch die Band Tonbandgerät. Schüchtern lächeln sie zum Siegerfoto in die Kamera. Einfühlsamen bis impulsiven Gitarrenpop produzieren die vier mit besonderer bewegender Note. Als "jung und originell" bezeichnet Heinz Canibol deren Songs. Ein Urteil, auf das die Band stolz sein darf. Sind doch Stars wie Ina Müller und Stefan Gwildis auf seinem Label 105music zu Hause.

Die Gruppe, die stilistisch am meisten heraussticht, hört auf den Slogan: Fuck art, let's dance! "Sie sehen sich selbst als unscheinbare Persönlichkeiten", charakterisiert Sängerin und Schauspielerin Chantal de Freitas das Trio. Doch die Atmosphäre, die die Kombo erzeugt, "pulsiert unter der Fusion von melancholischem Indie-Rock und lebendigem Elektrogehämmer", lautet die Wertung der Jury.

"Diese fünf sind jetzt zwölf Monate lang die Besten der Stadt", sagt Andrea Rothaug, Geschäftsführerin von RockCity, stolz. Ob Workshops, Coachings, Auftritte und Studiotermine weiter wirken als dieses eine Jahr, wird letztlich das Publikum entscheiden.