Bei der kanadischen Polizeiserie “Flashpoint“ spielt taktisches Geschick eine große Rolle

Filme und Serien über Spezial-Teams der Polizei, die immer dann zum Einsatz kommen, wenn die regulären Kräfte überfordert sind, gibt es wahrlich genug. Trotzdem konnte die kanadische Serie "Flashpoint" in rund 80 Länder verkauft werden. Herbert Kloiber, einer der letzten großen Lizenzhändler im Land, hat wieder mal einen ausgezeichneten Riecher bewiesen, als er mit seiner Firma Tele München die Weltrechte erwarb.

Das Geheimnis des Serienerfolgs ist die Mischung: Im Gegensatz zu eher Action-betonten vergleichbaren Produktionen spielen bei "Flashpoint" Psychologie und taktisches Geschick eine große Rolle. Die beiden Männer im Zentrum der Geschichten sind keine knallharten "Cops", sondern Menschen, die ihren Beruf reflektieren: Wenn Ed Lane (Hugh Dillon), der Leiter der SRU (Strategic Response Unit) Toronto, in Folge 1 bei einem Einsatz einen Geiselnehmer erschießt, geht er anschließend nicht etwa zur Tagesordnung über, sondern muss das Ereignis verarbeiten. Und Folge 2 spielt fast ausschließlich in einem Krankenhauszimmer: Der Vater eines herzkranken Mädchen dreht durch, weil nicht wie vorgesehen seine Tochter, sondern ein anderer Patient ein Spenderorgan bekommen soll. Gregory Parker (Enrico Colantoni), der Verhandlungsspezialist der Gruppe, redet sich den Mund fusselig, um den Mann dazu zu bringen, seine Waffe wegzulegen. Action gibt es in dieser konzentriert inszenierten Episode praktisch gar nicht.

Der Titel "Flashpoint" bezieht sich auf die Machart: Ähnlich wie in der RTL-Serie "Countdown" beginnen die Geschichten mit einem vorläufigen Höhepunkt; in einer langen Rückblende wird erzählt, was sich in den zwei Stunden zuvor zugetragen hat. In Episoden wie jener mit Vater und Tochter sieht man das zu Beginn geschilderte Ereignis daher mit anderen Augen; so extrem wie in "Countdown" sind die Handlungswendungen allerdings nicht. In Folge 1 etwa erfährt man überhaupt nicht, warum ein Osteuropäer seine Frau erschießt. Der Mann, der sich wie ein Psychopath aufführt, bleibt dem Zuschauer völlig fremd, im Gegensatz zum empörten Vater aus Folge 2. Wegen der räumlichen Distanz zum Täter ist es der SRU unmöglich, eine Beziehung zu ihm aufzubauen.

Gerade darin liegt aber die Stärke von "Flashpoint": Die Polizisten der Serie sind keine schießwütige Elitetruppe. Sie suchen immer nach einer intelligenten Lösung; die Dinge aber geraten doch noch außer Kontrolle. Und weil die Geschichten nicht einfach enden, wenn der Täter überwältigt ist, offenbart sich am Schluss stets, dass auch die Polizisten zu den Verlierern gehören. "Flashpoint" lebt in erster Linie von der Persönlichkeit der Hauptfiguren. In Kanada und den USA läuft bereits die dritte Staffel.

"Flashpoint" , RTL 2, 20.15 Uhr