Hubertus Meyer-Burckhardt, Produzent und Gastgeber der NDR-Talkshow

Bis heute kaufe ich mir alles von Rod Stewart, auch wenn er inzwischen vor allem Partymusik für Porsche fahrende Ibiza-Fans macht. Ein alter Stewart-Fan kann das nur bedauern, es kann mich aber nicht erschüttern. Denn das ändert nichts an der Klasse von "Every Picture Tells A Story", 1971 erschienen, mit Songs wie "Maggie May" und "Reason To Believe".

Als etwa 16 Jahre alter Bub in Kassel überlebte ich nur, weil ich AFN Bremerhaven hörte. Da lief Musik, die deutsche Sender so gut wie nie gespielt haben. Schwarze Musik von James Brown, Otis Redding, Muddy Waters. Ich war davon überzeugt, dass Rod Stewart ein Schwarzer sein musste. Als ich erfuhr, dass er ein weißer Musiker aus der Londoner Arbeiterklasse ist, war ich doch überrascht.

London war für mich als Kleinstadtkind das Tor zu einer unkonventionellen Welt, die Musik brachte das wilde Leben nach Kassel. Ich trug damals Stiefel mit Plateausohlen und kämpfte mit meiner Mutter um jeden Zentimeter Haarlänge. Was mich übrigens heute zu einem großzügigen Vater macht. Die alten Rod-Stewart-Platten höre ich noch immer, dreimal habe ich ihn live erlebt. So dankbar ich dafür bin, bedauere ich doch, nie das Geld für ein James-Brown-Konzert ausgegeben zu haben.