Zahlreiche Plattenläden in Hamburg bedienen die Liebe der Musikfans zum Vinyl

Eine Vinylplatte in roter Herzform verschenkt der US-Sänger und Produzent Mayer Hawthorne im Videoclip zu seiner souligen Single "Just Ain't Gonna Work Out". Doch als diverse Damen weder sein eigenes Herz noch das aus Vinyl angemessen zu würdigen wissen, kehrt er heim und legt die Scheibe auf seinen Plattenspieler. Zart streicht der Tonabnehmer über die Rille. Das Happy End für einen retro-versessenen Musikfan.

Derartige Liebeserklärungen an das (meist) schwarze Gold finden auch in Hamburg tagtäglich statt. Denn im Vergleich zur störanfälligen CD schwören viele Musikfans weiter auf die "Kakerlake unter den Tonträgern", wie das Vinyl auch liebevoll genannt wird. Und entsprechend groß ist die Auswahl an Läden, die in der Hansestadt die robusten analogen Datenspeicher anbieten. Das erhöhte Aufkommen an Flyern und Umsonst-Magazinen machen die Geschäfte zudem zu idealen Info-Orten.

Neueinsteigern in die hübsche und auch haptisch ansprechende Hörform des Vinyls sei übrigens versichert: Die meisten Verkäufer sind keineswegs so arrogant wie der Plattenhöker in Nick Hornbys Pop-Roman "High Fidelity". Bereits bei den größeren Läden wie Zardoz und Michelle, letzterer auch bekannt für seine charmanten Schaufenster-Konzerte, erhält der Käufer freundliche und fachkundige Beratung zu Neuerscheinungen und älteren Schätzen. "Vinyl-Platten werden immer nachgefragt werden. Denn sie sind einfach eine Kunstform für sich - angefangen beim Artwork des Covers, das im Großformat nun mal einfach besser wirkt als bei CD-Hüllen", meint André Sorgenfrei, der seit Jahren bei Zardoz hinterm Tresen steht. In seinem Job erlebt er es immer wieder aufs Neue, wie Musikliebhaber in den Kisten von Soul bis Indiependent blättern, Kleinode bergen, die Scheibe vorsichtig herausnehmen und nach Kratzern absuchen. Der wichtigste Test, das Reinhören, lässt sich direkt an Plattenspielern vor Ort absolvieren. Inklusive Fachsimpelei mit Umstehenden ist so schnell ein Nachmittag verstrichen.

Solche Schallplatten-Soziotope sind auch bei Slam und Die Plattenkiste zu finden, die sich verstärkt auf Second-Hand-Ware spezialisiert haben, während die Hanseplatte Frisches und gut Abgehangenes aus Hamburgs Musikszene im Programm führt. Wer Hip-Hop und Soul favorisiert, wird bei Groove City im Karoviertel fündig und Elektro-Fans sind bei Smallville Records an der richtigen Adresse. Freunde des Garage-Punk hingegen sollten bei Crypt klingeln. Im Souterrain verbirgt sich nicht nur ein kleiner feiner Plattenkeller, wie ihn Hornby nicht schöner erfinden könnte, sondern auch noch der Versand des gleichnamigen Labels.

Allen gemein ist jedoch, dass sie ihr Herz verschenkt haben. An das Vinyl. Ob nun in Schwarz. Oder in Rot.

Checkpoint Charly: Gärtnerstraße 31, www.chkpoint.gemm.com ;

Crypt Records: Julius-Leber-Str. 20, www.cryptrecords.com ;

Die Plattenkiste: Grindelallee 37, www.plattenkiste.eu ;

Groove City: Marktstr. 114, www.groove-city.com ;

Hanseplatte: Neuer Kamp 32, www.hanseplatte.de ;

Michelle Records: Gertrudenkirchhof 10, www.michelle-records.de ;

Ruff Trade Records: Feldstraße 48, www.rufftrade.de ;

Slam Records: Schulterblatt 104 + Bahrenfelderstr. 98, www.slamrecords.de ;

Smallville Records: Hein-Hoyer-Str. 56, www.smallville-records.com ;

Zardoz: Schulterblatt 36, www.zardoz-schallplatten.de