“Das Summen der Insekten“ erschüttert als Chronologie eines Suizids

Es beginnt mit einer extrem hohen Aufsicht auf mehrere Autos - darunter ein Leichenwagen -, die eine einsame, schneebedeckte Waldlichtung verlassen. Eine Stimme im Off informiert den Zuschauer, dass ein Jäger die mumifizierte Leiche eines Mannes gefunden hat, der nicht identifiziert werden kann. Alles deutet darauf hin, dass der Mann schon mehr als drei Monate tot ist. Aber: Niemand hat ihn seitdem vermisst, und fast scheint es so, als sei dem Toten das bewusst gewesen.

Nach einem wahren Fall hat Regisseur Peter Liechti einen beklemmenden Dokumentarfilm inszeniert. Grundlage waren die Tagebuchaufzeichnungen des Toten, der sich über mehrere Wochen hinweg nach minutiöser Vorbereitung zu Tode gehungert hat. Das Motiv für den Selbstmord bleibt im Dunkeln.

Liechti stellt das Geschehen nicht nach und erzählt auch keine Geschichte, Halt bieten allein die genauen Daten des Tagebuchs, die die zeitliche Abfolge dokumentieren. Stattdessen zeigt der Regisseur Bilder der Natur: sich gegen den Wind sträubende Sträucher und Bäume, Regen, der auf eine den Selbstmörder schützende Plastikplane prasselt, fallende Blätter, die die Sicht verwehren.

Mit zunehmender Dauer des Films wird einem als Zuschauer immer banger ums Herz. Eigentlich stirbt man nach vier Wochen ohne Nahrung, doch der Mann hält mehr als 60 Tage durch. Dass ein Mensch seinen eigenen Tod derart bewusst erleben will und dafür so ein langes Leid - Schmerzen, Langeweile, Einsamkeit - auf sich nimmt, ist doch sehr irritierend.

++++- Das Summen der Insekten Schweiz 2009, 88 Min., ab 12 J., R: Peter Liechti, ab 7.5. täglich im 3001; www.filmkinotext.de