Frankreichs große Komödiantin adelt die Außenseiterballade “Die Eleganz der Madame Michel“. Ein liebenswerter Film.

Der Igel hat außen Stacheln, doch darunter schaut er aus seinen Knopfaugen ganz freundlich in die Welt. "Die Eleganz des Igels" nannte Muriel Barbery seinen Roman. Mit der Geschichte über lauter verstörte Existenzen in einem Pariser Nobelwohnhaus landete er 2007 das bestverkaufte Buch in Frankreich. Regisseurin Mona Achache bringt es nun auf die Leinwand.

Frankreichs große Komödiantin Josiane Balasko ("Zu schön für Dich") ist die geborene Madame Michel, Concierge in einem typischen großbürgerlichen Wohnhaus. Eine graumausige, vom Leben nach dem Tod des Gatten vergessene Frau. Stets mustert sie mit genauem Blick den gerade zu schrubbenden Fußboden im Eingang, nie jedoch sich selbst im Spiegel. Kontakt zu den Bewohnern meidet sie, wo es geht. Da gibt es auch wenig Erfreuliches zu berichten.

In der Familie Josse spricht Mutter Solange (Anne Brochet) mit ihren Topfpflanzen und ansonsten überwiegend mit ihrem Psychiater. Schwester Colombe (Sarah Le Picard) dringt der Ehrgeiz aus jeder Pore. Angesichts des Familienelends beschließt Tochter Paloma (Garance Le Guilermic), vor ihrem zwölften Geburtstag aus dem Leben zu scheiden, wenn sich bis dahin nichts Sinnhaftes einstellt. Alles, nur nicht, wie ein Goldfisch im Glas hohl-bourgeois dahinvegetieren.

Der Heilsbringer erscheint in Gestalt eines Japaners, der neu zu der seltsamen Hausgemeinschaft stößt. Ein Feingeist und Bücherwurm, der am stacheligen Gewand von Madame Michel kratzt, als er eine gemeinsame Zuneigung zu russischer Literatur und zu Katzen feststellt.

In diesem Stoff lauert manche Klischeefalle. Togo Igawa wird als Kakuro Ozu zur Projektion eines Vorzeige-Asiaten, der in seiner Zen-Einrichtung manche Lebensweisheit kultiviert. Überwiegend gelingt es Mona Achache jedoch, mit ihrer reduzierten Kameraführung und dank der melancholischen Musik von Gabriel Yered die tragikomischen Seiten der Geschichte zu betonen. Dies, eine Josiane Balasko, die sich mit Wonne zu verunstalten scheint und die aufgeweckte Garance Le Guillermic lassen diesen Film zu einer liebenswerten Außenseiterballade werden.

++++- Die Eleganz der Madame Michel F/I 2009, 100 Minuten, ab 12 J., R: Mona Achache, D: J. Balasko, tägl. im Holi, Zeise; www.madamemichel.senator.de