Hamburg. "Aber du hast doch mich", sagt Lämmchen am Ende zu ihrem arbeitslosen Mann, der nach einem langen Leidensweg sozial ganz unten angekommen ist: zerbrochen, zerstört, ohne Würde. Er schämt sich, doch sie hält ihn fest. Die Liebe ist der einzige Luxus, den sich Lämmchen und Johannes noch leisten. Ein rührendes und erschütterndes Ende aller Wünsche, die Johannes Pinneberg in Hans Falladas "Keiner Mann - was nun?" an das Leben gehabt hat.

Vor knapp 80 Jahren geschrieben, ist der Roman über die kleinen Leute, die überleben wollen und unter die Räder der Wirtschaftskrise geraten, in seiner Bühnenbearbeitung, die die Münchner Kammerspiele am Thalia-Theater zeigten, heute so aktuell wie damals. Börsenkrach, Bankenkrise und kleine Angestellte, deren geringer Verdienst ihr Leben nicht sichert - das ist mehr als nur eine Geschichtsstunde.

Luk Perceval erzählt die Geschichte mit einem Orchestrion auf der Bühne gradlinig und ergreifend in vier Stunden nach. Mit (ehemaligen) Hamburger Publikumslieblingen in den Hauptrollen.

Die Schauspieler sprechen ihre Dialoge und erzählen den Fortgang der Handlung. Annette Paulmann ist das temperamentvolle, aufrichtige Lämmchen, Paul Herwig ihr Mann, der lange nicht den Mut verliert. Als seine Mutter zeigt Gundi Ellert eine zerstörte Frau, die ihren Körper verkauft, Hans Kremer ist ein liebenswerter Hallodri als ihr Liebhaber. André Jung, Wolfgang Pregler, Peter Brombacher und Stefan Merki überraschen in vielen Rollen. Wunderbar, dieses Gastspiel.