Hamburg. Sie erzählen keine Märchen, sondern erlebte Geschichten. Mit ihren wahren Schrecken und unverhofften Glückswendungen klingen diese jedoch oft wie erfunden. Im Kampnagel-Klub öffnete die "Gesellschaft für reale Märchen" ihr Archiv an zwei vom Kunstwerk veranstalteten Abenden und bot - humorvoll und poetisch - dokumentarisches Theater über Flüchtlingsschicksale. Titel: "Abteilung F".

Sie hatten die Wahl zwischen Leben und Tod. Ihr Ziel war Deutschland. Aminatu, Ismail, Slobodan, Menso und auch Regisseur Branko Simic wagten, genau wie Märchenhelden, den Aufbruch ins unbekannte Land. 1992 verschlug es Simic aus dem Bosnienkrieg ins pittoreske Salzburg. Wie einen Traum erlebte auch Aminatu aus Sierra Leone die Menschen im schneebedeckten Hamburg: "Alles war weiß."

Das Text- und Filmmaterial präsentierten die Sängerin und Schauspielerin Vernesa Berbo und Simic, begleitet vom Musiker Günter Reznicek an den Turntables. "Niemand will Flüchtlingsgeschichten hören", weiß der Regisseur. Damit sie nicht verloren gehen, sammelt und erzählt er sie weiter. Ihm und seinen Archiv-Partnern gelingt das so subtil und musikalisch, dass man gern und gespannt zuhört.