Melbourne. Alexander Zverev will sich in Melbourne eigentlich auf Tennis konzentrieren. Doch ein anstehender Prozess ist auch in Australien Thema.

Als Alexander Zverev nach seinem Auftaktsieg am späten Abend noch launig über eine nervige Wespe und Vogelkot plauderte, saß Angelique Kerber schon auf gepackten Koffern. Der erste Familientrip der Kielerin wurde in Melbourne nur zu einer Stippvisite, das bittere Erstrundenaus bei den Australian Open machte Kerber deutlich, dass noch viel Arbeit auf sie wartet. Das gilt auch für Zverev - auch wenn der Olympiasieger am Dienstag durchkam.

„In den ersten Runden musst du erstmal deinen Rhythmus finden. Ich muss besser spielen und hoffe, das mache ich ab übermorgen“, sagte Zverev nach dem hart erkämpften 4:6, 6:3, 7:6 (7:2), 6:3 gegen seinen Landsmann Dominik Koepfer. Für den Traum vom ersten Grand-Slam-Titel muss er sich steigern. In der zweiten Runde wartet der slowakische Qualifikant Lukas Klein auf den Hamburger.

Zverev hatte vor allem im vierten Satz starke Nerven bewiesen und sich beim Aufschlag auch von einer Wespe und Vogelkot neben ihm nicht aus der Ruhe bringen lassen. Der 26-Jährige steht zum achten Mal in Folge am Yarra River in der zweiten Runde, sein bestes Ergebnis in Melbourne ist der Halbfinaleinzug 2020.

Angemessen, dass Zverev noch Mitglied im Player Council ist?

Der Ende Mai in Berlin anstehende Prozess wegen vermeintlicher Körperverletzung beschäftigt Zverev auch bei den Australian Open in Melbourne. Am Dienstag wurden in den Pressekonferenzen mehrere Tennisprofis gefragt, ob es angemessen sei, dass Zverev angesichts des laufenden Verfahrens weiter Mitglied im Player Council der Herren-Organisation ATP bleibe. Auch Zverev selbst wurde danach im Anschluss an seinen Erstrunden-Sieg gegen Koepfer angesprochen.

„Warum sollte es das nicht sein?“, antwortete Zverev auf die entsprechende Frage eines australischen Journalisten. Er habe keine Zweifel daran, dass seine Kollegen weiter hinter seinem Posten im Spielerkomitee stehen würden. „Ich habe keinen Grund, das nicht zu glauben“, sagte Zverev. „Zu mir hat niemand etwas gesagt.“ Die angesprochenen Profis wie der Brite Cameron Norrie oder der Bulgare Grigor Dimitrow antworteten ausweichend auf das Thema, weil sie zu wenig Informationen hätten.

Prozess gegen Tennisprofi Zverev soll am 31. Mai beginnen

Dem 26 Jahre alten Zverev wird zur Last gelegt, im Mai 2020 in Berlin im Rahmen eines Streits eine Frau körperlich misshandelt zu haben. Die mutmaßlich Geschädigte tritt in dem Verfahren als Nebenklägerin auf. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gilt für Zverev die Unschuldsvermutung. Das Amtsgericht Tiergarten hatte am Montag bekannt gegeben, dass der Prozess am 31. Mai beginnen soll. Zunächst sind acht Verhandlungstage bis zum 19. Juli geplant. Zverev selbst muss nicht anwesend sein. (dpa)