Hamburg. Laura Lindemann gewinnt bei Triathlon-WM in Hamburg Bronze im Supersprint. Drei Deutsche in Top fünf machen Hoffnung auf Staffel-Gold.

Die schwierigen Dinge einfach aussehen zu lassen, das ist es, was im Sport die Exzellenten von den Guten trennt. Auch wenn die Tortur, die sie hinter sich hatte, extrem war, hinterließ Laura Lindemann beim letzten Zieleinlauf des Sonnabends auf dem Rathausmarkt den Eindruck, dass sie auch noch eine vierte oder fünfte Runde hätte drehen können.

Gut, an die Exzellenz der Französin Cassandre Beaugrand (26), die sich bei der Triathlon-WM in Hamburg nach 21:35 Minuten mit elf Sekunden Vorsprung auf die Britin Beth Potter (31) zur Titelträgerin im Supersprintformat krönte, reichte die 27-Jährige aus Potsdam nicht ganz heran. Aber Bronze mit zwei Sekunden hinter Potter, das konnte sich durchaus sehen lassen.

Drei deutsche Frauen in Top fünf

"Ich freue mich sehr über den dritten Platz. Der ganze Tag war sehr solide von mir", sagte die frühere U-23-Weltmeisterin, die eine überragende deutsche Bilanz krönte. Annika Koch (24/Griesheim) und Marlene Gomez-Göggel (30/Ulm) sorgten mit den Plätzen vier und fünf für ein nicht erwartetes Abschneiden.

Anabel Knoll (27/Ingolstadt) auf Rang 15 und Lena Meißner (24/Neubrandenburg) als 17. schafften es in die Top 20. Die deutsche Meisterin Lisa Tertsch (24/Darmstadt) schied nach einer Zehnsekundenstrafe wegen nicht ordnungsgemäß geschlossenen Helms als 23. im ersten Finaldurchgang aus, Selina Klamt (22/Potsdam) belegte bei ihrer Weltserien-Premiere immerhin Platz 29.

"Es ist großartig, wie wir uns hier präsentiert haben. Platz vier ist der größte Erfolg meiner Karriere, und das bei der Heim-WM. Ich könnte kaum glücklicher sein", sagte Annika Koch - und bewies damit, dass vierte Plätze nicht immer undankbar sein müssen. Auch Marlene Gomez-Göggel war überwältigt: "Ein Top-Ten-Platz war mein Ziel, aber Rang fünf übertrifft alles, was ich erwartet hatte", sagte sie.

Format kommt sehr gut an

Das galt auch für das neue Format, das in dieser Form im vergangenen Jahr in Montreal (Kanada) erstmals auf WM-Niveau ausgetragen wurde. Die Distanz von 300 Meter Schwimmen, 7,5 km Schwimmen und 1,6 km Laufen musste am Freitagmorgen erstmals absolviert werden. Wer es in den beiden Vorläufen mit je 30 Aktiven nicht unter die besten zehn schaffte, musste in die Hoffnungsrunde am Freitagabend, aus der sich nur die jeweils besten fünf der beiden 20er-Gruppen für die Finalläufe qualizifierten.

Drei davon standen am Sonnabendnachmittag an. Das anfängliche 30er-Feld wurde zunächst auf 20 reduziert, ehe die besten zehn schließlich um die Medaillen kämpfen durften - mit jeweils nur 50 Minuten Pause zwischen den Läufen. "Das Format ist echt ein Killer, aber es macht auch großen Spaß", sagte Gomez-Göggel.

Die Hoffnung des Weltverbands World Triathlon ist, 2032 in Brisbane (Australien) den Supersprint als zusätzliche olympische Disziplin ins Programm zu bringen. Den Anspruch, das junge Publikum abzuholen, das bei kürzerer Aufmerksamkeitsspanne mehr Action wünscht, erfüllt das Format ohne Frage.

Bach dämpft Olympiahoffnung

Dennoch dämpfte Thomas Bach die Hoffnungen auf eine baldige Aufnahme ins Olympiaprogramm. Der deutsche Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), der auf Einladung von World Triathlon in Hamburg die Rennen verfolgte, sagte: "Triathlon hat 2021 in Tokio mit der Mixedstaffel einen zusätzlichen Wettbewerb erhalten. Deshalb braucht es ein wenig Geduld. Potenzial hat das Format aber, nun sollte der Verband an der Weiterentwicklung arbeiten."

Seine Weiterentwicklung wird auch Tim Hellwig vorantreiben. Der 24-Jährige aus Saarbrücken hatte es bei den Männern als einziger Deutscher in die Medaillenrunde geschafft, musste aber nach einem guten achten Rang und 19 Sekunden Rückstand auf Sieger Hayden Wilde (25/Neuseeland) eingestehen, "dass es bis zur Weltspitze noch ein Stück ist. Aber ich wollte in die Top Ten und habe mein Ziel erreicht." Silber gewann im Schlusssprint der Portugiese Vasco Vilaça (23) vor dem zeitgleichen Briten Alex Yee (25).

Bitteres Aus für Lokalmatador

Lokalmatador Lasse Nygaard Priester musste im ersten Finallauf seinem vorabendlichen Kampf in der Hoffnungsrunde Tribut zollen und verpasste als 24. das Weiterkommen, auch weil er beim Schwimmen seine Brille verlor und deswegen der Durchblick fehlte. "Das ist schon sehr enttäuschend, es fehlte nicht viel. Aber so sind diese Rennen, man darf sich keine Fehler erlauben, und ich war heute nicht mehr frisch genug", resümierte der Quickborner.

In der zweiten Finalrunde ereilte Simon Henseleit (23/Nürnberg) und der aus Cuxhaven stammende Lasse Lührs (27) auf Rang 14 und 15 ebenso das Aus wie Valentin Wernz (28/Tuttlingen), der auf Platz 18 abschloss. Dennoch glaubt Team Deutschland an seine Chance, am Sonntag (14.15 Uhr/ARD) in der Mixedstaffel über 4x 300 Meter Schwimmen, sieben Kilometer Radfahren und 1,6 km Laufen die Heim-WM mit Edelmetall abzuschließen. Dafür nominiert wurden Lindemann, Koch, Hellwig und Henseleit.