Ach du Schreck, jetzt ist auch das letzte der drei großen W unserer Leitkultur erledigt: nach VW und WM nun die Wurst. 2014 nahm die Uno die deutsche Brotkultur in die Liste schützenswerter Güter auf, vergangene Woche stufte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unsere Wurst als krebserregend ein. Ödnis auf der prämierten Stulle. Arme Frau Kupke. Seit Jahrzehnten ist sie beim Metzger meines Vertrauens praktisch täglich der Wurststrahlung ausgesetzt. Bedient sie künftig im Schutzanzug? Oder füllen Roboterarme Bleigefäße, mit einer plutoniumgelben Schweineschnauze als Warnsignal? Dafür werden Robert Oppenheimer und Max Konopke eines Tages gemeinsam im Geschichtsbuch stehen als die Erfinder der beiden schrecklichsten Massenvernichtungswaffen: Atombombe und Currywurst.

Denn unser in Scheiben servierter und großzügig bestäubter Liebling ist noch giftiger als Mett-, Tee- und Katenwurst, weil die WHO auch rotes Fleisch als potenziell tödlich eingestuft hat. CurryPommes = Wurst plus rot plus Frittenfett. Ganz neue Perspektiven für die Sterbehilfe. Wann mag es die ersten Wurstkontrollen am Flughafen geben? Schließlich ist nicht geklärt, ob nur der Verzehr oder womöglich schon der Anblick gefährlich ist. Der Zusammenhang von Wurst mit Gesicht und Augenkrebs ist „evident“. So sagt der Statistiker, wenn die Zahlen nichts Eindeutiges hergeben.

Natürlich glauben wir nicht an Verschwörungstheorien. Aber womöglich steckt wieder das Ausland dahinter. Bei Pegida werden schon die ersten Wiener am Galgen getragen, obwohl Wiener gar nicht so richtig Ausland sind. Wird man ja wohl noch mal sagen dürfen. Dringender Aufruf: Nächsten Montag alle nach Dresden fahren und Grillbibeln schwenken. Für die Wurst, für das Abendland. Vermutlich handelt es sich um eine vegetarische Weltverschwörung. Neulich im Bioladen sagte die Frau an der Kasse, dass Mammutbäume 2000 Jahre alt werden, weil sie keine Wurst essen und sich nicht mal bewegen. Dagegen leben Schüler aus Thüringen (Wurststandort) statistisch zwei Jahre weniger als Kinder aus Berlin (Vegetarierhochburg).

Andererseits: Neulich meldete die wurstfeindliche WHO, dass sich das Leben mit einem einfachen Trick deutlich verlängern ließe – sogar mehr, als Wurst es verkürzt: etwa ein Drittel weniger essen. Das ist die Lösung – nur eine halbe Curry, aber dazu ein veganes Bier. Können wir damit leben? Muss ja.