Ahrensburg. Kripochef Ralf Lorenzen erläutert Vorgehensweise der Verbrecher und gibt Tipps, wie sich Stormarner schützen können

Das Verbrechen dauert nur wenige Minuten – und das Haus ist zum Teil verwüstet, leergeräumt. Wertsachen und Geld sind gestohlen. Die Tat hat oft auch Folgen für die Psyche der Opfer. Mit der dunklen Jahreszeit haben Einbrecher in Stormarn wieder Hochsaison. Doch wer sind die Kriminellen, die im Nordosten Hamburgs Tag für Tag auf Diebestour gehen? Das Abendblatt geht auf Spurensuche.

„Wir gehen von vier verschiedenen Tätergruppen beziehungsweise -typen aus“, sagt Ralf Lorenzen. Er ist Chef der Ahrensburger Kriminalpolizei. Zum einen gebe es organisierte Tätergruppen, die professionell vorgehen und strukturiert sind. „Da gibt es einen, der über allem steht. Andere sind für die Logistik, also für Fluchtfahrzeuge und Werkzeuge zuständig. Andere zum Auskundschaften der Tatorte, für den Einbruch selbst. Und wiederum andere, um die Beute zu verkaufen“, sagt Lorenzen. Untereinander würden sich die Gruppen innerhalb einer solchen Struktur oft nicht kennen. Ein Beispiel für organisierte Kriminalität ist eine chilenische Bande, die in Stormarn aktiv war. Der Polizei gelang es, Mitglieder der Bande in Barsbüttel festzunehmen. „Wir gehen davon aus, dass sie hierher geschickt wurden und nach der Einbruchsserie wieder in ihr Land reisen sollten“, sagt Kripomann Lorenzen.

Typisches Merkmal einer organisierten Bande sind die sogenannten Gaunerzinken. „Das sind Symbole, die mit Kreide auf Hauswände gemalt werden“, erklärt Lorenzen. So geben die Täter ihren Komplizen Hinweise zum Tatort. Lorenzen: „Ein Zeichen bedeutet zum Beispiel, die beste Zeit zum Einbrecher ist tagsüber. Ein anderes, dass ein Mann im Haus lebt.“

Ende September sichtete die Polizei mehrere solcher Symbole im Ahrensburger Wohngebiet Gartenholz. In ein Haus brachen Kriminelle tatsächlich auch ein. „Sollten Hauseigentümer solche Symbole an ihrer Hauswand entdecken, sollten sie diese fotografieren und dann sofort entfernen“, rät Ralf Lorenzen. Und natürlich umgehend die Polizei verständigen.

Weniger gut organisierte Tätergruppen bezeichnet der Kripobeamte als eine Interessengemeinschaft. „Die schließt sich zusammen, um Straftaten zu begehen. Die Beute wird anschließend geteilt, die Gruppe tritt in unterschiedlichen Konstellationen auf“, so Lorenzen. Darüber hinaus gebe es natürlich die Einzeltäter. „Der Einbrecher begeht immer wieder Taten, weil er in der Vergangenheit Erfolg hatte“, sagt der Polizist. Lukrative Objekte suche er sich selbst aus. Zumeist sind es Häuser, in die er schnell und vor den Blicken anderer gut geschützt einbrechen kann. Dann gibt es noch die Gelegenheitstäter. „Das sind Einbrecher, die zuschlagen, wenn sich eine gute Gelegenheit dazu ergibt“, berichtet Kripochef Lorenzen.

Die Aufklärungsquote bei Einbrüchen ist nach wie vor sehr niedrig. Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei in Stormarn 873 Taten, von denen 403 versuchte Einbrüche waren. Lediglich 44 Taten konnte die Polizei aufklären. Das entspricht einer Quote von gerade einmal fünf Prozent. Eines jedoch hätten die Gruppen alle gemein: „Sie wollen unentdeckt bleiben und suchen sich für sie günstige Objekte aus.“ Deswegen seien vor allem abgelegene Häuser bei Einbrechern sehr beliebt. Auch sei eine hochgewachsene Hecke ein perfekter Schutz für die Täter. Denn durch sie werde das Risiko, bei der Tat von einem Nachbarn beobachtet zu werden, deutlich verringert.

Die Einbrecher achteten auch immer darauf, ob die Hauseigentümer oder -besitzer gerade zu Hause sind. Nur qualitativ hochwertige Rollläden seien ein sinnvoller Schutz. Und: Geschlossene Rollläden verraten meist, dass niemand zu Hause ist. Das sei dann quasi eine Einladung zum Einbruch. Ein guter Schutz gegen Einbrecher sind laut Lorenzen Dinge, die vortäuschen, jemand sei im Haus. „Es gibt zum Beispiel Lampen, die von außen betrachtet den Eindruck erwecken, der Fernseher sei eingeschaltet.“

Weniger effektiv ist laut Lorenzen dagegen eine Alarmanlage. „Unsere Erfahrung haben gezeigt, das schreckt nicht ab – eher im Gegenteil.“ Denn eine Alarmanlage signalisiere den Tätern, dass es etwas zu holen gebe. Überdies seien viele Anlagen von den Tätern schnell außer Kraft gesetzt. „Auch Hunde schrecken Einbrecher nicht ab“, sagt Lorenzen. Der beste Schutz gegen Einbrecher sei, Türen und Fenster zu sichern. „Kommt ein Einbrecher innerhalb von fünf Minuten nicht ins Gebäude, lässt er im Regelfall von seinem Versuch ab, da das Risiko entdeckt zu werden, zu groß ist“, sagt Ralf Lorenzen und fügt hinzu: „Wie erleben immer wieder, dass es in einer Siedlung drei versuchte und eine vollendete Tat gibt.“

Ein guter Schutz sei immer auch eine gute Nachbarschaft. „Der Klassiker ist, wenn ein Nachbar im Nebengebäude das Licht einer Taschenlampe sieht, obwohl die Familie von nebenan gerade im Urlaub ist“, sagt der Polizist. Ein besonders wichtiger Hinweis: Sollten Bewohner einen Einbrecher auf frischer Tat ertappen, sollten sie diesem lieber aus dem Weg gehen und sofort die Polizei alarmieren. Und sich möglichst Merkmale des Täters oder seines Fluchtautos merken. Ralf Lorenzen sagt: „Einbrecher können gefährlich werden, wenn sie sich in die Ecke gedrängt fühlen. So hatte ein Ahrensburger, der gerade in seine Wohnung zurückgekommen war, einen Einbrecher im Schlafzimmer überrascht. Der Verbrecher saß quasi in der Falle, er schlug den Mann nieder.“