Die Taliban hatten den Schulbus angehalten. Sie fragten nach Malala. Und dann schoss einer auf sie. Die Kugeln gingen in Kopf und Hals. Malala war zum Zeitpunkt des Mordanschlags 15 Jahre alt. Der Mann wollte sie töten, weil sie ihre Stimme erhoben hatte. In einem Internet-Tagebuch, das auf der Webseite der BBC erschien, hatte das Mädchen aus Pakistan darüber berichtet, wie die Taliban in ihr Tal kamen und die Bevölkerung zu Einschränkungen zwangen.

Drei Jahre sind seit dem Attentat vergangen. Malala Yousafzai hat es nach vielen Operationen überlebt, doch die Spuren sieht man immer noch, die eine Gesichtshälfte ist leicht gelähmt. Aber ihr Geist ist wach. Und der hat sie weltberühmt gemacht. Sie hat die Queen getroffen, den US-Präsidenten, sie spricht vor gefüllten Auditorien, erhält Ehrendoktorwürden. Im vergangenen Jahr kam noch die höchste Auszeichnung dazu: der Friedensnobelpreis.

Das Verblüffende an Guggenheims Film ist die Unbefangenheit Malalas

Der amerikanische Regisseur Davis Guggenheim hat nun ihre Geschichte verfilmt und sie in ihrem neuen Leben in England begleitet. Sie wohnt dort mit ihren Eltern und den beiden Brüdern. Eine Art Exil, denn würde Malala nach Pakistan zurückkehren, müsste sie um ihr Leben fürchten. Die Taliban halten ihre Morddrohungen weiter aufrecht.

Aber was machen Anschlag und Verlust der Heimat mit einer jungen Frau? Das Verblüffende an Guggenheims Film ist die Unbefangenheit Malalas. Wie sie lacht, auf Menschen zugeht und auf ihre Rechte pocht. Einmal sagt sie: „Wenn ein Mann mich ansehen darf, warum darf ich ihn dann nicht ansehen.“ Einfache Worte mit großer Sogkraft. So hat Guggenheim eine gute Protagonistin für seinen Film. Schade ist, dass er dabei nicht ausschließlich auf sie vertraut hat.

Malala wurde nach der afghanischen Volksheldin Malalai von Maiwand benannt. Eine Art Johanna von Orléans. Im 19. Jahrhundert führte sie Truppen der Paschtunen gegen die Briten. So die Geschichte. Und die macht sich Guggenheim zu eigen, um in comic-haften Bildern Malala eine ähnliche Aura zu geben. Das hat ihre Geschichte im 21. Jahrhundert allerdings nicht nötig. So ist diese Doku dann am stärksten, wenn die Kamera Malala begleitet, sie reden lässt.

„Malala – Ihr Recht auf Bildung“ USA 2015, 87 Min., ab 12 J., R: Davis Guggenheim, täglich im Abaton, Studio; www.fox.de/he-named-me-malala