Hamburg. Überjazz Festival auf Kampnagel: Die „Programmmacher des Jahres“ schlagen wieder zu

. Am 30. und 31. Oktober spinnt das Überjazz Festival auf Kampnagel, Jarrestraße 20, wieder rote Fäden durch das weite Feld stilistisch nicht mehr eindeutig zuzuordnender Musik unserer Zeit. Mehr als 20 verschiedene Bands überfordern jegliche Form der Schubladendenke.

Wie möchte man etwa eine Band wie die sagenhaften Hiatus Kaiyote aus Melbourne treffend umschreiben? Oder das norwegische Kollektiv Jaga Jazzist? Erstere persiflierten den allgemeinen Wahn nach Kategorisierung einst mit der selbstgewählten Bezeichnung „Multi-Dimensional Polyrhythmic Gangster Shit“, während sich letztere mit so etwas schon lange nicht mehr aufhalten.

Headliner Matthew Herbert hat ohnehin ganz andere Anliegen. Er zelebriert mit großer Band seine Rückkehr in den House-Club mit Hirn, während Norwegens Shining und ihr selbsternannter Black Jazz wiederum mehr als knietief im Metal zu verorten sind. Afrobeat-Pionier Orlando Julius trifft auf das Londoner Psych-Funk-Ensemble The Heliocentrics, Brüder im Geiste wie The Polyversal Souls oder Sons of Kemet laden ihrerseits zur musikalischen Weltumrundung der anderen Art. Christian Scott, Tigran Hamasyan oder das Duo Vincent Peirani & Emile Parisien stehen für einige der spannendsten gegenwärtigen Jazz-Entwürfe, die sich wiederum selbstverständlich aus unterschiedlichsten Einflüssen speisen. Bei Künstlern, die auf Anhieb weniger bis überhaupt nicht geläufig erscheinen, lohnt stets auch der Blick um die Ecke. Colin Stetson & Sarah Neufeld beispielsweise sind sicherlich nicht jedem ein Begriff. Bedenkt man indes, dass Neufeld Mitglied von Arcade Fire ist und Stetson sowohl bei diesen als auch bei Bon Iver gern gesehener Gast der jeweiligen Live-Besetzungen ist, könnte die Welt schon anders aussehen.

Videokünstler Rio Grande bespielt verschiedene Bühnen mit neuen, eigens für das Überjazz entwickelten Arbeiten visuell. Hamburgs ewiger Tüftler Sven Meyer wiederum begleitet ausgewählte Auftritte mit seiner Wasserklangin-stallation Kymat.

Und dies sind nur einige Beispiele aus einem prallen Festival-Programm. Nicht ohne Grund wurde die letztjährige Ausgabe des Festivals mit dem Hamburger Musikpreis „Hans“ in der Kategorie „Programmmacher des Jahres“ ausgezeichnet.

Alle Infos zu den Spielorten und -zeiten gibt es auf:

ueberjazz.com