Sie kümmern sich um andere Menschen oder tun etwas für die Umwelt. Viele Schulabgänger absolvieren ein Freiwilliges Soziales Jahr oder ein Freiwilliges Ökologisches Jahr. Drei junge Leute berichten hier über ihre Erfahrungen. Von Ann-Britt Petersen

Schon während ihrer Schulzeit wusste Marie Klimpel, 19, ihr Traumberuf ist Kinderärztin. Doch nach dem Abitur an der katholischen Sophie-Barat-Schule wollte sie konkret wissen, ob die Medizin wirklich die richtige Wahl für sie ist. Sie bewarb sich im Kinderkrankenhaus Wilhelmstift in Hamburg-Rahlstedt für ein Freiwilliges Soziales Jahr. „Ich wurde auf der handchirurgischen Station eingesetzt, wo es viel um die Operationen von angeborenen Fehlbildungen und Verletzungen geht“, sagt die Hamburgerin. Für sie war es genau der richtige Ort, um Antworten zu finden auf Fragen wie: „Bin ich der Aufgabe gewachsen, wie sehr belasten mich die Krankheitsschicksale?“

Das war schnell gelöst. Die Arbeit am Menschen „machte mir einfach Spaß“, stellte sie fest. Marie durfte sich im Schichtdienst aktiv an der Versorgung der jungen Patienten beteiligen. „Ich konnte Aufgaben wie Fieber messen übernehmen und beim Verbandswechsel assistieren“, sagt Marie. Von den Ärzten und Schwestern habe sie, obwohl die Zeit immer knapp war, viel gezeigt und erklärt bekommen.

„Es war ein gutes Gefühl, wenn man helfen konnte, auch wenn es nur Kleinigkeiten waren, man bekam so viel Dankbarkeit zurück“, sagt Marie. Auch ihre Wertschätzung für die Arbeit der Schwestern und Pfleger die „sehr nah am Patienten sind“, sei gestiegen. „Mir persönlich hat der Einsatz viel gebracht, ich habe gelernt, Verantwortung zu übernehmen, auf Menschen zuzugehen, ich bin erwachsener geworden“, sagt Marie, die auf einen Studienplatz für Medizin wartet. Gut unterstützt fühlte sie sich auch im Begleitseminar, das zu jedem FSJ gehört. „Dort kann man mit anderen FSJlern zusammen seine Arbeit reflektieren und stellte oft fest, wie gut es einem angesichts des Leids anderer Menschen selber geht“, sagt Marie. Sie wünscht sich, dass noch mehr Menschen sich engagieren, „es ist auch eine Form von Nächstenliebe“, findet sie.

Auch ihr Schulkamerad Philipp Bruhn, ebenfalls Absolvent der Sophie-Barat-Schule, kam mit reichhaltigen Erfahrungen aus seinem FSJ zurück, in dem es ganz andere Herausforderungen zu meistern gab. Der 19-Jährige kümmerte sich in einem Kinderheim in Mexiko City um arme Kinder. Und geriet oft ins Nachdenken. „Mexiko ist ein tolles Land mit traumhaften Stränden und sehr viel Gastfreundschaft, aber leider auch mit viel Armut und Kriminalität“, sagt Philipp. Er wohnte bei einer wohlhabenden Gastfamilie in einer bewachten Wohngegend und fuhr mit dem Bus zur Arbeit in einem ärmeren Stadtteil. „Ich war der einzige Europäer im Bus und fiel entsprechend auf“, sagt Philipp. Aber trotz Warnungen vor Entführungen und Überfällen auf vermeintlich reiche Europäer habe er nie Angst gehabt. „Man muss sich eben an bestimmte Regeln halten, bestimmte Stadtteile meiden“, sagt der junge Mann. Er wollte ins spanischsprachige Ausland und etwas Soziales tun, deswegen hatte er sich bei der Organisation „weltwärts“ beworben, die ihn auch gut auf das Jahr vorbereitet habe. Die schrecklichen von Missbrauch und Gewalt geprägten Lebensumstände, aus denen die von ihm betreuten Kinder kamen, haben ihm zu schaffen gemacht.

Der Umgang mit der harten sozialen Realität war nicht immer einfach

Jeden Tag aß er mit den Kindern nach der Schule zusammen, lernte und spielte mit ihnen und startete kleine Nachhilfe-Projekte. Doch die musste er wieder abbrechen. „So viele der Kinder waren traumatisiert, verhielten sich sehr wechselhaft, sie wirkten an einem Tag noch glücklich und konnten am nächsten Tag aggressiv sein“, sagt Philipp. Er musste lernen, seine guten Absichten herunterzufahren, sich an der „harten sozialen Realität“ zu orientieren, um die Kinder zu unterstützen.

Philipp hat das FSJ trotzdem nicht bereut. „Ich habe so viel gelernt, man bekommt Augen für andere Menschen, ein soziales Verständnis und ist bereit, sich auch hier zu engagieren“, sagt der Student der Betriebswirtschaft.

Dass David Hillringhaus aus Lübeck sich nach dem Abitur für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr entschied, verdankt er einem Zufall. Als er mit seiner Klasse auf der Hallig Hooge war, lernte er die Arbeit von Freiwilligen der dortigen Vogelschutzstation kennen. „Sie waren in der und für die Natur aktiv, das fand ich toll“, sagt der 21-Jährige und wollte das auch machen.

Auf der Internetseite www.oeko-jahr.de des FÖJ Schleswig-Holstein fand er das passende Angebot: Mitarbeit in der Schäferei des Landschaftspflegevereins Dummersdorfer Ufer. Der Verein hat im gleichnamigen Naturschutzgebiet zwischen Travemünde und Lübeck eine Naturschutzstation, zu der auch 800 Schafe gehören. Hier arbeitete David die ersten sechs Monate mit, die zweite Hälfte wurde er in anderen Bereichen der Station eingesetzt.

„Anstrengend und spannend war die Arbeit als Schäfer“, sagt David. Die Schafe frühmorgens auf die Wiese zu treiben und sie zusammenzuhalten waren nicht die einzigen Aufgaben. Am schönsten war für ihn die Ablammzeit, als die Lämmer zur Welt kamen, manche mit Flaschen aufgepäppelt werden mussten. David lernte viel über Tiere und Naturschutz und bereitete mit anderen FÖJlern eigene Seminare vor. „Das hat viel Spaß gebracht, mich selbstständiger gemacht und ich achte auch privat mehr auf Umweltschutz“, sagt David. Seine Berufswahl hat das FÖJ auch geprägt: Er studiert Biologie.