New Hartford.

Seit Mittwoch hat die Kleinstadt Chadwicks im Bundesstaat New York den Beweis, dass auf dem von fundamentalistischen Christen bewohnten Gotteshaus „Word of Life“ kein Segen liegt. Lucas Leonard, ein 19-Jähriger ist tot. Sein Bruder Christopher, 17, schwebt in Lebensgefahr. Die beiden wurden von den Mitgliedern einer radikalen Kirchengemeinde unter Beteiligung ihrer Eltern vor dem Altar stundenlang schwer misshandelt – eine erzwungene Beichte für angebliche Sünden, nach deren Hintergründen die Justiz noch sucht, endete in tödlicher Selbstjustiz.

Begonnen hatte das Martyrium laut Angaben der Polizei am Sonntagabend. Lucas und sein Bruder waren zu einem „Therapiegespräch“ über ihren „spirituellen Zustand“ vernommen worden. Warum, ist bisher genauso unbekannt wie der Auslöser für die Gewaltorgie, die sich bis in den frühen Montag hinzog und die bei Lucas Leonard zu so schweren Verletzungen an Rücken, Bauch und Beinen führten, dass die Ärzte des lokalen Krankenhauses zunächst ein Schusswaffenopfer vor sich glaubten.

Der Staatsanwalt geht davon aus, dass die 65 und 59 Jahre alten Eltern ihre Kinder selbst am Hospital absetzten. Sie müssen sich wegen vorsätzlichen Totschlags verantworten, bestreiten die Vorwürfe allerdings. Daneben sind vier weitere Mitglieder der kaum 50 Köpfe zählenden Gemeinde, die sich im Jahr 1984 als größerer Familienverbund gegründet hatte, ein altes Schulgebäude erwarb und zur Kirche umfunktionierte, wegen schwerer Körperverletzung angeklagt.

Als die Sheriffs Lucas im Krankenhaus sahen und die Spekulationen über den religiösen Hintergrund hörten, wurde ein Spezialeinsatzkommando zur Kirche beordert. Der 17-jährige Christopher wurde erst nach stundenlanger Suche im zweiten Stock gefunden. Seine Eltern wollten nicht sagen, wo sich ihr Sohn befindet.

Was die „Word of Life“-Kirche, eine von Hunderten Miniglaubensgemeinschaften, die in Amerika unter dem verfassungsrechtlich geschützten Schirm der Religionsfreiheit gedeihen, antreibt, ist weitgehend unbekannt. Nachbarn berichteten, dass die Kirche ein Fremdkörper war; eingerahmt von hohen, blickdichten Hecken.