Vielleicht haben wir ja alle ein völlig falsches Bild von Stefan Effenberg. Geprägt durch seine Extravaganzen, die aktenkundige Liebe zum schnellen Autofahren, zum ausgelassenen Feiern, dem aufbrausenden Charakter. Mittelfinger für die Fans, böse Worte für die Polizei. Alles dokumentiert und gerne weitergetragen, tuschel, tuschel. Ist er eigentlich noch mit seiner Frau zusammen oder wieder mit einer anderen?

Jedenfalls hat der Hamburger immer polarisiert und damit interessiert. Tiger in den Hinterkopf rasiert, die Meinung offen gesagt. Effenberg hat sich selten zurückgehalten. „Alphatier“ hat ihn sein neuer Boss Wilfried Finke vom SC Paderborn genannt. Es heißt, im Trainerlehrgang 2012 habe sich „Effe“ selbst zum Klassensprecher ernannt. Widerspruch gab es keinen.

Nun nimmt er den Job in Paderborn an, sein Einstieg in das Trainer­geschäft. Mit 47 Jahren immerhin. Ein Alter, in dem andere Kollegen schon dreimal entlassen worden sind. Müssen müsste er das sicher nicht. Aber wollen will er wohl. Immer nur Freizeitstress, das reicht irgendwann nicht mehr. Hat auch der ähnlich veranlagte Boris Becker gemerkt.

Jetzt wird der „Tiger“ also Trainer, die Zweite Liga sieht er nicht als Makel, sondern als Chance. Das spricht für ihn. Wahrscheinlich haben wir alle ein völlig falsches Bild von Stefan Effenberg.

Seite 23 „Ja, ich bin es wirklich“