New Haven/Frankfurt.

Jeder Mensch lässt sich anhand seines individuellen Fingerabdrucks identifizieren. Das funktioniert scheinbar auch mittels der Aktivitätsmuster des Gehirns, wie jetzt eine US-Studie beweist. „Wir zeigen hier, dass das Profil der Hirnvernetzung eines Menschen wie ein Fingerabdruck sowohl einzigartig als auch verlässlich ist”, schreiben die Forscher um Emily Finn von der Yale University in New Haven (US-Staat Connecticut) in der Zeitschrift „Nature Neuroscience”. Mit fast perfekter Präzision könne man einen Menschen lediglich anhand seiner Verbindungsmatrix aus einer großen Gruppe identifizieren – egal ob bei einer bestimmten Aktivität oder im Ruhezustand.

Charakteristische Aktivitätsmuster könnten in Zukunft möglicherweise dazu eingesetzt werden, die Ausbildung von Menschen oder Therapien etwa psychiatrischer und neurologischer Erkrankungen wie Schizophrenie oder Epilepsie zu verbessern. Die Forscher nutzten Daten des Human-Connectome-Project (HCP), in dessen Rahmen die Hirnaktivität von Menschen per funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) aufgezeichnet wurde. Sie untersuchten die Hirnmuster von 126 Teilnehmern, die an zwei aufeinanderfolgenden Tagen bei insgesamt sechs Durchgängen gescannt wurden. Die Männer und Frauen bekamen dabei Aufgaben, die mit Gedächtnis, Motorik, Sprache oder Emotionen zusammenhingen. Außerdem wurden sie auch wiederholt im Ruhezustand gescannt. Kannten die Forscher einen der beiden Ruhezustandsscans, konnten sie anhand des anderen die Teilnehmer mit einer Trefferquote von 94 Prozent ermitteln.

Auch die Aufnahmen, die während der Aufgaben gemacht wurden, enthielten individuelle Muster. Selbst wenn die Forscher nur eines dieser Aktivitätsmuster eines Teilnehmers kannten, konnten sie ihn anhand der in anderen Situationen erstellten Bilder zu 80 bis 90 Prozent identifizieren. Die Wissenschaftler schlossen in der Studie aus, dass die Muster auf Kopfbewegungen im Scanner oder die jeweilige Hirnanatomie zurückgingen. Jetzt gelte es allerdings zu zeigen, dass die Aktivitätsmuster eines Menschen sich nicht nur an zwei aufeinanderfolgenden Tagen ähneln, sondern auch über Wochen, Monate oder sogar viele Jahre.