Als ich in Uelzen aus dem Zug steige, ist von dem wunderschönen Hundertwasser-Bahnhof kaum etwas zu sehen. Alles ist voller Menschen, dichtes Gedränge: Flüchtlinge.

Ich steige in den Metronom nach Hamburg. Mir gegenüber nimmt eine syrische Familie Platz. Die Mutter versucht die Familie zusammenzuhalten. Alle sechs pressen sich in eine Sitzgruppe. Ein kleiner Junge nimmt neben mir Platz, nach dem seine Mutter mittels Gesten lächelnd fragte. Fröhliches arabisches Geschnatter. Mein Nachbar mampft Chips. Ich widme mich wieder meinem „Geo“- Magazin.

Plötzlich Unruhe, ich blicke auf. Die Mutter schaut mich verzweifelt an, zeigt mir Daumen und Zeigefinger und zeigt nach draußen. Der Zug ist gerade angefahren. Offenbar sind zwei ihrer Jungs nach draußen gelaufen. Ihr Mann kommt herein und schüttelt traurig mit dem Kopf. Es ist still. Alle blicken ernst. Ich versuche mit dem Mann auf Englisch zu reden, ihm zu sagen, dass am gleichen Bahnsteig in einer Stunde erneut ein Metronom nach Hamburg fährt. Doch er versteht mich nicht. Plötzlich fällt mir ein: Amor kann doch arabisch. Amor Ben Karouia ist ein Freund von mir, mit tunesischen Wurzeln.

Ich zücke mein Handy. Er geht sofort ran. Ich erkläre ihm die Situation. Er soll dem Familienvater sagen, dass sie nur in Hamburg am gleichen Bahnsteig eine Stunde warten müssen. Ihre Jungs kommen mit hoher Wahrscheinlichkeit mit dem nächsten Metronom oder einen Zug später. Ich drücke dem verdutzten Syrer mein Handy in die Hand. Er spricht angeregt auf arabisch mit meinem Freund. Dann lächelt er. Er steht auf, macht eine kleine Verbeugung, gibt mir das Handy zurück. In Hamburg angekommen verabschieden wir uns. Die Familie verlässt den Waggon. Da dreht sich die kleine Tochter der Familie noch einmal um, winkt mir lächelnd zu und ruft „Goodbye“. Was für herzliche, angenehme Menschen da zu uns gekommen sind. Ich freue mich. ts