Ahrensburg. Laut einer Studie zählt der Kreis zu den Regionen Deutschlands, in denen der Bevölkerungsanstieg besonders groß ist

Immer mehr Bundesbürger ziehen in deutsche Metropolen wie Hamburg oder Berlin. Besonders stark aber wächst das Hamburger Umland, und dort am stärksten der Kreis Stormarn. Das ist das Ergebnis einer Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Ein so rasches Wachstum bringt einige Vorteile mit sich, stellt den Kreis aber auch vor große Herausforderungen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen:

Warum wächst ausgerechnet der Kreis Stormarn so schnell?

Die Lage am Rande Hamburgs, die vielen Grünflächen und die Nähe zur Ostsee nennt Stormarns Landrat Klaus Plöger als wichtige Gründe. Aber auch dies: „Wir sind in den letzten Jahren gut regiert und entwickelt worden“, sagt Plöger.

Insbesondere im Bereich Bildung und Soziales sei Stormarn sehr gut aufgestellt: „Unser Kindergartenangebot ist weit überdurchschnittlich. Auch die Schulen sind besser ausgestattet als in anderen Gebieten“, betont Plöger. Hinzu kämen die guten Verkehrsverbindungen durch die Autobahnen und Bahnverbindungen Richtung Hamburg und Lübeck. Auch der in Hamburg immer knapper und teurer werdende Wohnraum macht das gut angebundene Umland attraktiv. Waren es 2010 noch rund 230.000 Einwohner im Kreis, sind es heute schon 237.000. Thomas Schreitmüller, Vorsitzender des Kreisverbands Stormarn des schleswig-holsteinischen Gemeindetages und Bürgermeister in Barsbüttel, wundert das nicht: „Stormarn bietet eine tolle Mischung aus Kultur, Natur und Wirtschaft. Der Kreis hat den richtigen Mix einfach besser hinbekommen als die anderen.“

Was bedeutet das für die Einwohner Stormarns?

Laut der Studie wird es in Hamburgs Umland auch noch in 20 Jahren einen Zuwachs an Beschäftigten geben. Die Wissenschaftler sehen darin ein Zeichen für den Zuzug junger Menschen und damit auch für dauerhaftes wirtschaftliches Wachstum: „Erfolg zieht Erfolg an“, sagt Schreitmüller. „Wenn Unternehmen sehen, dass hier alles gut funktioniert, lassen sie sich hier nieder.“

Seit 1957 existiert die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn, die mehr als 1700 Betriebe angesiedelt hat. Die rund 54.000 Arbeitsplätze sind wichtig für Stormarner Bürger. Doch auch die Unternehmen sind abhängig von einer ausreichenden Zahl an Arbeitskräften, insbesondere im Hinblick auf den für die Zukunft prognostizierten Fachkräftemangel. Es gilt: Je attraktiver der Lebensraum insbesondere für Familien ist, desto leichter finden Unternehmen künftig Mitarbeiter.

Welche Vorteile haben Stormarner vom Bevölkerungswachstum?

Die Infrastruktur verbessert sich. „Wir können mehr Angebote machen, wenn die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass diese genutzt werden und wirtschaftlich betrieben werden können“, sagt Thomas Schreitmüller. So könnten Büchereien, Volkshochschulen oder Sportvereine ihre Angebote erweitern. In Schreitmüllers Gemeinde Barsbüttel führen steigende Schülerzahlen aktuell zur Einführung einer dritten Profiloberstufe an der Gemeinschaftsschule. Zurzeit gibt es dort nur die beiden Schwerpunkte Natur- und Geisteswissenschaften.

Mehr Einwohner bedeuten zudem mehr Steuereinnahmen und führen zu mehr Geld in den Kassen. 15 Prozent der Einkommenssteuer kommt den Kommunen zugute. Auch von der Gewerbesteuer profitieren die Gemeinden und Städte. In Trittau beispielsweise stammen 40 Prozent der Einnahmen im Gemeindehaushalt allein aus Gewerbesteuern, berichtet etwa Trittaus Bürgermeister Oliver Mesch. Geld, das in den Bau von Infrastruktur investiert werden kann, beispielsweise in Bildungs-, Kultur- oder Freizeiteinrichtungen, in Jugendarbeit, Straßenbau, öffentlichen Personennahverkehr oder Schwimmbäder.

Was sind die Nachteile des Wachstums?

Durch das rasante Wachstum werden derzeit Schul- und Kinderbetreuungsplätze knapp, weil vor allem junge Familien nach Stormarn ziehen und hier Häuser bauen oder kaufen. Für die Kommunen bedeutet das oft: bei Eltern unbeliebte Übergangslösungen sowie Neubau oder Erweiterung von Schulen, Kindergärten und Krippen.

Sorge macht dem Landrat allerdings der Wohnungsbau. 12.000 Neu-Stormarner werden bis 2030 erwartet. „Aber die Flächen sind knapp, Stormarn ist bereits eng bebaut“, sagt Plöger. Das Problem werde verstärkt durch die derzeitigen Zuweisungsquoten für Flüchtlinge. „Wenn das so bleibt, kriegt das im Wohnungsbau niemand mehr gehandelt. In einer Gegend, die wächst, ist das problematisch“, so Plöger.