Ahrensburg. Vor der Wahl am 27. September ein Überblick über die Nachkriegs-Rathauschefs in der Schlossstadt. Einige von ihnen haben Rekorde aufgestellt

Am Sonntag, 27. September, entscheidet sich voraussichtlich, welcher Bürgermeister ab 2016 die Geschicke der Verwaltung in Ahrensburg leitet (siehe Infokasten rechts). Bürgermeisterinnen und Bürgermeister wird oft mehr Macht nachgesagt, als sie haben. Aber die Männer und Frauen sind kaum Entscheider einer Stadt wie Ahrensburg, sie leiten die Verwaltung. Und doch prägen sie ihre Städte. Das Abendblatt stellt die Frauen und Männer vor, die seit 1948 das Amt bekleideten.

ERIKA KECK (1948–1950)

Mit der CDU-Politikerin Erika Keck hatte Ahrensburg als erste Stadt noch vor Gründung der Bundesrepublik im Jahr 1948 eine Frau als Bürgermeisterin. Ausgesucht hatten die damals 47 Jahre alte Ärztin die britischen Besetzer. Sie entsandten Keck in den Stadtrat. Dort wurde die dreifache Mutter gewählt. Im Gegensatz zu den Aufgaben ihrer Nachfolger war das Amt der ersten Ahrensburger Bürgermeisterin noch rein politisch, ohne Verwaltungsauftrag. Das übernahm Stadtdirektor Kurt Förster. Keck war im Anschluss an ihr Bürgermeisteramt Kreispräsidentin. Sie starb 1990, im Alter von 90 Jahren, in Würselen bei Köln. Nach ihr ist die Erika-Keck-Straße im Stadtzentrum an der Bahnstrecke Hamburg–Lübeck benannt.

ERNST ENDER (1950–1954)

Gegen 100 Mitbewerber setzte sich CDU-Mann Ernst Ender bei der Bürgermeisterwahl durch und wurde 1950 Ahrensburgs erster hauptamtlicher Bürgermeister. Ender wurde 1901 in Blankenese geboren wurde und war dennoch ein Holsteiner. Der heutige Hamburger Stadtteil an der Elbe gehörte damals noch zu Pinneberg. Seine Amtszeit, die der studierte Regierungsassessor vorzeitig nach vier Jahren beendete, war gekennzeichnet vom Mangel der Nachkriegszeit: überfüllte Schulen, Wohnungsnot, klammer Haushalt auch aufgrund fehlender Gewerbesteuereinnahmen. 1954 musste Ender seinem Nachfolger eine so gut wie zahlungsunfähige Stadt übergeben.

KURT FISCHER (1954–1966)

Ein „spröder, norddeutscher Charakter“, der wird dem parteilosen Kurt Fischer nachgesagt – obwohl Fischer 1910 in Berlin geboren wurde.

Bevor er Bürgermeister wurde, war Fischer, der 1949 vom Deutschen Entnazifizierungsausschuss entlastet wurde, Stadtkämmerer. Ihm gelang es, vor allem durch geschickte Gewerbeansiedlung, nicht nur den Haushalt der Stadt zu konsolidieren, sondern Ahrensburg gar zu einer wohlhabenden Stadt zu machen. Passend dazu wurde eine Straße im Gewerbegebiet Nord nach dem dritten Bürgermeister der Stadt benannt. Mit seiner dritten Ehefrau Hertha zog er 1966 – er hatte in dem Jahr aus gesundheitlichen Gründen das Amt des Bürgermeisters aufgegeben – in den Schwarzwald. Dort starb er 1972.

MANFRED SAMUSCH (1966–1991)

Ahrensburgs prägendster Bürgermeister ist zweifellos Manfred Samusch. Dabei war der parteilose Jurist erst 34 Jahre alt, als er seine erste Amtszeit an der Spitze der Ahrensburger Verwaltung antrat. Zu diesem Zeitpunkt war er damit Schleswigs-Holsteins jüngster Verwaltungschef. Manfred Samusch, der 1931 im ostpreußischen Grünbach geboren wurde, war zwei Mal verheiratet und hat einen gleichnamigen Sohn. Kritiker bezeichneten Samuschs Regierungsstil als den eines Renaissance-Fürsten.

Befürworter loben dagegen, dass er die Stadt modernisiert und ihr Wachstum entscheidend vorangetrieben hat. In seine Amtszeit fällt unter anderem der Bau des Rathauses an der Straße, die später nach ihm, also Ahrensburgs dienstältesten Bürgermeister benannt wurde. Samusch starb 1991 an einem Herzinfarkt.

KLAUS BOENERT (1992–1998)

Der Verwaltungsfachmann aus Niedersachsen hatte keinen leichten Start in Ahrensburg – vor allem wegen seines überaus beliebten Vorgängers. Doch auch Boenert wurde bald zum Sympathieträger.

Allerdings mit einem entscheidenden Mangel in den Augen vieler Bürger: Klaus Boenert mietete sich zwar eine Wohnung in der Schlossstadt an, doch während seiner Amtszeit blieb stets die Gemeinde Salzhausen (Landkreis Harburg) sein erster Wohnsitz. In seiner Amtszeit lag Boenert vor allem die Kultur und besonders das Schloss und seine finanzielle Absicherung am Herzen. Er verzichtete zum Ende seiner ersten Amtszeit freiwillig auf eine erneute Kandidatur.

URSULA PEPPER (1998–2010)

Auch Ahrensburgs zweite Bürgermeisterin ist wie ihre Vorgängerin Erika Keck eine Rekordhalterin: Ursula Pepper, geboren 1955 im niedersächsischen Oldenburg, ist die erste direkt gewählte Bürgermeisterin Schleswig-Holsteins. Zwölf Jahre lang leitete die Germanistin die Verwaltung der Schlossstadt.

In ihre Amtszeiten fallen unter anderem die Einführung der Beiräte, die Errichtung des Jugendtreffs 42, die Aufstockung der Kindergartenplätze und der Ausbau der Großen Straße – allerdings auch die Aufstellung der viel kritisierten Skulptur des Muschelläufers auf dem Rondeel. Für eine dritte Amtszeit wollte Pepper, die ein SPD-Parteibuch hat, nicht kandidieren und zog sich 2010 ins Privatleben zurück. Sie lebt mit ihrem Mann Hanspeter noch immer in Ahrensburg.