Die Zeiten waren hart in der Hamburger Konzertszene Mitte der 80er-Jahre. Markthalle und Fabrik kämpften mit mauen Besucherzahlen, das Wort „Clubsterben“ war schon damals in aller Munde. Trotzdem entschieden sich die drei Veranstalter und Gastronomen Karl-Hermann Günther, Bernd Petersen und Klaus Tubbesing, an der Großen Freiheit 36 einen neuen, großen Live- und Discobetrieb zu eröffnen.

Man hielt sie für wahnsinnig. Die Adresse hatte nach diversen gescheiterten Clubs und Stripschuppen einen schlechten Leumund. Aber Tubbesing war zuversichtlich: „Wenn das klappt, siedeln sich vermutlich auch bald andere Live-Clubs hier an“, orakelte er im „Hamburger Abendblatt“ kurz vor dem ersten Konzert am 19. September 1985 in der Freiheit. Rory Gallagher schlug dort die ersten Saiten an.

Wie recht Tubbesing behalten sollte, sieht man von Mittwoch an beim Reeperbahn Festival. Die Live-Musikszene hat es zwar immer noch nicht leicht, aber sie ist quicklebendig, und die Große Freiheit 36 weit über Deutschlands Grenzen hinaus eine der berühmtesten Adressen der Stadt. Ungezählte Stars haben hier in den vergangenen 30 Jahren gespielt. Pearl Jam, R.E.M., Robbie Williams, Neil Young, White Stripes, Die Ärzte, Westernhagen („Freihahahahaheit!“), Queens Of The Stone Age, Seeed, Jamiroquai, Blur, Muse, Black Eyed Peas, Wir sind Helden, Kings Of Leon, Scooter, Tocotronic, Fettes Brot, Die Fantastischen Vier. Viele dieser Namen sind auf der Leuchtreklame unter der die Große Freiheit überstrahlenden Neon-Gitarre verewigt. Die Freiheit war und ist das Bindeglied zwischen den Newcomer- und Geheimtippbühnen wie Logo, Knust und Molotow und den großen Arenen. Wer es in die 36 geschafft hat, der hat schon ein gutes Stück Rock’n’Roll hinter sich.

So wie Marcus Wiebusch, als Kettcar-Sänger und erfolgreicher Solist eine der markantesten Stimmen der Stadt. Er gibt beim Geburtstagskonzert der Freiheit am 18. September den Ton an. Mit Kettcar spielte er schon mehrfach im Saal über dem geschichtsträchtigen Kaiserkeller, er weiß also, wie man die Holzvertäfelung zum Knirschen bringt. Mit feiern auch Die höchste Eisenbahn sowie Spaceman Spiff und Band. Und es ist ja auch eine Art Arena – bis 1944 stand dort das legendäre Hippodrom.

30 Jahre Freiheit – Marcus Wiebusch, Die höchste Eisenbahn, Spaceman Spiff & Band
Fr 18.9., 21.00, Große Freiheit 36 (S Reeperbahn), Karten zu 21,60 im Vvk.; www.grossefreiheit36.de