Alexandra Schneiders Doku „Private Revolution“ bietet eindrucksvolle Einblicke in den Alltag von Polit-Aktivistinnen

„Ihr Hundesöhne, ihr Barbaren!“, schreit Sharbat. Die lebhafte Frau ist wieder einmal auf dem Tahrir-Platz in Kairo. Wieder hat sie ihre Söhne dabei, die sogar mit ihr sterben würden auf den Massendemonstrationen gegen Mubarak 2011. Und wieder strömt Tränengas, werden Verletzte weggetragen. Folternde Militärs, korruptes Regime und zu Hause ein ignoranter Ehemann. Da gibt es nichts zu verlieren. „Ich fürchte den Tod nicht mehr“, sagt die 40-Jährige.

Sie ist eine der vier Ägypterinnen, die Alexandra Schneider in ihrem eindrucksvollen Dokumentarfilm „Private Revolutions“ porträtiert. Mag man Frauen wie Sharbat noch aus den Nachrichtenbildern kennen, stellt uns die österreichische Regisseurin in ihrem Langfilmdebüt drei andere weibliche Schicksale aus dem Hintergrund vor: Die Nubierin May, die einen lukrativen Bankerjob aufgibt, um in ihrer südägyptischen erzkonservativen Heimat unter Schwierigkeiten ein Entwicklungsprojekt durchzusetzen. Die alleinstehende Amani, die ein Internetradio für Frauen und einen Buchverlag betreibt und Mädchen vor Zwangsheirat und Beschneidung warnt. Und die dreifache Mutter und Muslimbrüder-Mitbegründerin Fatema, die bei den Wahlen 2012 „an einen ersten Schritt in eine bessere Zukunft“ glaubt.

Zwei Jahre lang begleitete Schneider die Frauen und entwickelte dabei jenes Vertrauen, das uns teils intime Einblicke in Wohnzimmer und Wahlkampfzentren vermittelt.

Alexandra Schneider wertet nicht. Die von ihr und Sandra Merseburger geführte Kamera ist stiller Begleiter bei Behördengängen und Hinterzimmerdiskussionen (wo man sie lässt) und selber Thema des Films, wo sie als Störfaktor angepöbelt oder im Fall Fatema bald nicht mehr gewünscht wird. Kunstvoll geschnitten und atmosphärisch dicht erzählt der Film so von der auch gescheiterten Revolution der Bilder.

„Private Revolution – Jung, Weiblich,
Ägyptisch“
A 2014, 98 Min., o. A.,
R: Alexandra Schneider, im 3001