Miami Beach .

Tommy Morrissey ist ein ungewöhnliches Kind. Wenn der Fernseher umgeschaltet wurde, obwohl gerade Golf lief, dann protestierte er schon in seinem zweiten Lebensjahr, und das energisch. Jetzt ist er vier Jahre alt, und ein Video von ihm beim Golfen lässt Menschen in aller Welt staunen. Tommy hat nur einen Arm, aber mit seinem Schwung macht er vielen Menschen Mut.

Vierjährige sind wenig diplomatisch. Tommy trainiert zwar noch gern mit seinem Vater, aber er sagt auch: „Dad ist ein schlechter Golfer.“ Von Tommy kann man das nicht sagen. Regelmäßig lädt seine Mutter auf Facebook, Instagram und Youtube neue Videos hoch, die den Jungen auf dem Grün zeigen, beim Abschlagen, beim Putten, bei einem Treffen mit Golf-Superstar Tiger Woods oder seinem eigentlichen Idol, dem etwas weniger bekannten Bubba Watson.

Aber kein Video wurde bisher im Internet so oft gesehen, geteilt und kopiert wie eine nur 15 Sekunden lange Szene in eindrucksvoller schottischer Landschaft, aufgenommen am Rande der British Open in St Andrews.

Die Bilder von Tommy von der Anlage mit dem ältesten Golfplatz der Welt sehen nach dem perfekten Schwung aus in perfekter Umgebung bei fast perfektem Wetter. Irritierend ist nur, dass aus dem bis fast zur Schulter hochgekrempelten rechten Ärmel nur ein wenig Haut zu erkennen ist. Der linke Arm führt den Schläger allein, „Nemo“ auf der rechten Seite kann nicht helfen. So nennt Tommy seinen Armansatz nach dem Clownfisch aus dem Kinofilm. Der Disney-Fisch hat eine verkümmerte Flosse und wird dennoch damit zum Helden.

„Tommy fühlt sich in keiner Weise eingeschränkt“, sagt seine Mutter gegenüber dem Hamburger Abendblatt. „Er hat nicht den Gedanken, dass er anders ist – nur, dass er besonders ist und ein besonderer Golfer.“ Die Eltern „behandeln ihn genau so, wie wir ihn mit zwei Armen behandeln würden und lassen ihn einfach alles machen“. Schuhe zu binden, schafft er noch nicht, „aber wir sind sicher, da findet er auch einen Weg.“

Und Tommy erzählt bei jeder sich passenden Gelegenheit, dass er Profi-Golfer werden will, auch wenn er am schwierigen Wort „professionell“ oft hängen bleibt. Ausgerüstet wird er schon von Firmen, nach Schottland war er ebenso eingeladen wie zu einem Turnier in Indonesien.

Weil Tommy völlig selbstverständlich macht, was ihm offenbar Spaß bringt, ist er für viele Menschen auch ein kleiner Held. Tausende E-Mails und Nachrichten haben seine Eltern schon aus aller Welt bekommen. Menschen schreiben, wie ihnen Tommys Geschichte Mut gemacht hat, wie sie inspiriert, Herausforderungen anzugehen. Mutter Marcia: „In meinem Herzen weiß ich, dass Tommy so geboren wurde und dieses Talent hat, um Menschen überall Hoffnung zu geben.“ Vater und Sohn reisen auch in Schulen und halten gemeinsam Vorträge gegen Diskriminierung.

Tommy gewann gleichdas erste Turnier

Marcia Morrissey sieht sich als Mutter auch in der Pflicht, diese Botschaft zu verbreiten – und lässt die Welt in sozialen Netzwerken teilhaben an Tommys Leidenschaft. Das Video aus Schottland bringt es auf Facebook auf zwölf Millionen Abrufe, durch Twitter und das Bildernetzwerk Instagram fliegen die Bälle des @onearmgolfer ebenso.

Tommy schlägt den Ball 10 bis 20 Meter weiter als die anderen Kinder in seiner Altersklasse. Keine Frage, dass er gleich sein erstes Turnier gewann. Golfexperten sind begeistert von seiner Zielgenauigkeit. Mutter Marcia liefert dafür eine Erklärung, die sie von Medizinern bekommen habe: Der Junge mit dem Ansatz des rechten Armes sei eigentlich Rechtshänder. Für das Gehirn eine Herausforderung, die zu einer herausragenden Auge-Hand-Koordination geführt habe.

Tommy beschäftigt das noch nicht. Er spielt einfach Golf. Oder er angelt. Oder macht, was Jungs mit vier sonst so mögen.