Westerhorn. Kerstin Rubart ist neue Chefin des SV Hörnerkirchen und stellvertretende Bürgermeisterin

An dieser Ahnengalerie geht niemand vorbei, der Kerstin Rubart, die neue Vorsitzende des Sportvereins Hörnerkirchen und Zweite Bürgermeisterin von Westerhorn in ihrem Zuhause besucht. „Das sind Emma und Hinrich, meine Urgroßeltern aus Quickborn“, sagt die Gastgeberin und zeigt auf ein großes, leicht vergilbtes Foto in Schwarz-Weiß. „Und hier die Urgroßeltern meines Mannes. Aber deren Name fällt mir im Moment nicht ein.“

Überall im Eingangsbereich des modernisierten Altbaus gibt es Familienstücke aus längst vergangenen Zeiten. Im Anbau aber, nur ein paar Schritte weiter, eine moderne Treppe in Blau aus Stahl, die Wand dahinter in kräftigem Gelb, die moderne Küche mit Sitzecke dazu. Hier sind Menschen zu Hause, die das Alte achten und bewahren und es mit der neuen Zeit verschmelzen.

Seit vielen Jahren engagiert sich Kerstin Rubart ehrenamtlich in der Gemeinde

„Ja, wir sind sehr traditionsbewusst“, sagt Kerstin Rubart und gießt Milch in den Kaffee. Wir haben in der Küche Platz genommen. Der Rasen draußen vor dem Fenster ist liebevoll gepflegt. Hinter den Büschen hält ihr Mann Hühner. „Richtiges dörfliches Leben und dörflicher Gemeinsinn, gibt es das überhaupt noch hier in Westerhorn und bei ihrem SV Hörnerkirchen?“, wollen wir von der Frau mit den zwei gewichtigen Ehrenämtern wissen. „Noch ja“, kommt nach längerem Zögern die Antwortet. „Aber es wird weniger. Die Treue zum Verein schwindet. Vor allem aber wird es immer schwieriger, ehrenamtliche Mitarbeiter zu begeistern“.

Und sie selbst? Die Mutter von drei erwachsenen Kindern und sozialpädagogische Assistentin im Evangelischen Kindergarten arbeitet ehrenamtlich für die Freie Wählergemeinschaft Westerhorn im Gemeinderat. Sie ist Stellvertreterin von Bürgermeister Bernd Reimers (CDU) und Vorsitzende des Finanzausschusses.

Im März hat sie sich beim SV Hörnerkirchen an die Spitze des Vorstandsteams wählen lassen. Und wenn der Kreissportbund für den 12. September Helfer für den Abbau seines Sommerzeltlagers in Neukirchen sucht, werden Kerstin und Wolfgang Rubart nur sagen: „Wir kommen.“ Und das schon seit 20 Jahren. Ist doch selbstverständlich.

Der Einsatz für die Gemeinschaft gehört längst so zum Leben der frühere Handballerin des TuS Holstein Quickborn, die beim SV Hörnerkirchen mit ihrem Mann Badminton spielte, dass sie eine Frage völlig überrascht. „Warum machen Sie das alles, Frau Rubart?“ Für einen Augenblick wird es still in der Küche. Dann blickt sie hoch und sagt: „Ehrlich gesagt, das habe ich mich noch nie gefragt.“ Wieder Schweigen. „Aber ich mache das sehr gerne“, sagt sie dann. „Ich bin gerne mit Menschen zusammen. Wenn bei Sport- oder Dorffesten viele zusammenkommen, bei Kaffee und Kuchen sitzen und erzählen und lachen. Das freut mich, das macht mich glücklich.“

Unser Gespräch wird von einem Pochen an die Fensterscheibe unterbrochen. Mit der Vorderpfote fordert die Katze Einlass. Kerstin Rubart öffnet die Tür, füllt den Fressnapf und kommt zurück zu der Frage, warum sie sich gerne für andere einsetzt?

Sie erzählt die Geschichte von einer 15-Jährigen aus der „Teestube“, dem Jugendtreff, der von Vereinsmitgliedern geführt und betreut wird. Die Heranwachsende hatte ständig Streit mit ihrer Mutter. „Es war am Geburtstag der ältesten Tochter“, sagt Kerstin Rubart. „Das Telefon klingelt, und am anderen Ende ruft die Mutter des Mädchens aufgebracht: ,Komm bitte! Hol mein Kind hier weg. Ich kann nicht mehr. Die Polizei ist schon im Haus. Du bist doch die Einzige, auf die sie hört.“ Kerstin Rubart ist gefahren. Sie hat das Mädchen zu sich genommen und am nächsten Tag eine Lösung gefunden. „Inzwischen haben sich Mutter und Tochter längst ausgesöhnt“, sagt sie. „Es gibt immer wieder Situationen, da brauchen Kinder oder auch alte Menschen Hilfe und Beistand von Außenstehenden. Da darf man doch nicht wegschauen.“

Besonders wichtig sind der Vereinschefin Sportangebote für Ältere

Ob in der Gemeinde oder im Sportverein, das Für- und das Miteinander ist für Kerstin Rubart das Wichtigste. Als neue Vorsitzende des Sportvereins, zu dem sich vor 14 Jahren der SC Grün-Weiß Bokel, der Tennisclub und der MTV Hörnerkirchen zusammenfanden, hat sich Kerstin Rubart vor allem den Gesundheits- und Fitness-Sport für die Älteren auf die Fahne geschrieben. „Bei Senioren-Nachmittagen wollen wir denen moderne Übungsangebote nahebringen. Zum Beispiel Zumba-Gold, also Zumba speziell für Ältere. Dazu müssen wir aber Übungsleiter finden, die mehr oder weniger ehrenamtlich mitmachen, weil sonst die Kosten zu hoch werden. Ich will auch, dass wir im Verein über Jugendschutz reden, sensibler für sexuelle Probleme werden. Ich denke, das Wissen darum gehört heute zu jedem Sportverein.“ Bleibt noch die Frage: „Und Sie selbst, spielen Sie noch Badminton und Tennis?“ Sie schmunzelt und schüttelt den Kopf: „Ich habe keine Zeit, sage ich immer. Dabei fehlt mir im Moment die Lust.“ Dafür liegt der „Friesenschrei“ auf ihrem Nachttisch, ein Krimi aus Schleswig-Holstein. Selbst beim Lesen bleibt Kerstin Rubart ihrer Heimat treu.