Die meisten Deutschen finden Kosenamen einfach nur peinlich. Dabei sollten sie unbedingt gerettet werden. Oder was meinst du, Gurkennase?

Bereits die Lektüre von Apotheken-Zeitschriften trägt dazu bei, gesundheitliche Beschwerden zu lindern. Aber was jetzt die „Apotheken-Umschau“ verbreitet, trifft viele Menschen mitten ins Herz: Fast 60 Prozent der Deutschen finden Kosenamen für ihren Partner oder ihre Partnerin einfallslos und peinlich. Der Umfrage zufolge ist jeder Zweite der Ansicht, dass Kose­namen lediglich in trauter Zweisamkeit verwendet werden sollten, aber nicht mehr in der Öffentlichkeit.

Offenbar sind die Zeiten vorbei, in denen man den Liebsten – gern auch vor anderen – liebevoll „Hase“, „Maus“, „Bärchen“ oder einfach nur „Schatz“ nannte. Es wäre aber sehr schade, wenn die Kosenamen gänzlich verschwänden und nur noch Schall und Rauch wären. Immerhin bilden sie ein emotionales Gegengewicht zu solchen Wörtern wie „Gurkennase“, „Motzkopp“ und „Ziege“, die selbst in der besten Ehe mal zum Einsatz kommen. Auch können Spitznamen wie Günni (für Günther) und „Dorchen“ (für Dorothea) kaum ein vollwertiger Ersatz für die Kraft der verbalen Liebkosung sein.

Was aber wird aus „Bärchen“ und „Baby“, wenn Deutschlands Paare die Kosenamen nicht mehr verwenden? Bevor sie im Privaten keine Über­lebenschance mehr haben, sollten sie mal im öffentlichen Leben ausprobiert werden. Das Klima ist da ohnehin ziemlich rau geworden und würde mehr Herzlichkeit vertragen.

Auch die Politiker bekommen das zu spüren, werden zur „Mutti“ gemacht und – wie unser Bürgermeister – zum „Scholzomat“ degradiert. Dem Bürger geht es ähnlich. In den Behörden und Ortsämtern muss er immer eine Nummer ziehen. Auch kommt er weder mit einem Kose- noch mit einem Spitznamen, sondern mit einer Steuernummer auf die Welt.

Dem öffentlichen Leben in Deutschland würden Koseworte daher vielleicht mal guttun. Die Verkäuferin an der Kasse des Supermarkts könnte dann zum „Engel“ werden – und der unfreundliche Fahrkartenkontrolleur zum „Hasiputz“.