Die Bürgerkriegsstimmung im Supermarkt soll ein Ende haben. Mehrheit der Deutschen fordert die Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Münzen

Eine der stärksten zeitgenössischen Strömungen lautet: Think big! Denke groß! Dazu gehört wohl auch, sich nicht länger mit Kupfergeld zu belasten. Schon jetzt heißt es ja: Igitt, Cent-Stücke! Die nervigsten unter den Münzen gelten als Geißel der Menschheit, seit Anbeginn der Zeit stören sie den zügigen Abfluss an der Supermarktkasse. Sätze wie „Warten Sie, ich hab’s passend“ sind deshalb in etwa so beliebt wie Hodenhochstand. Im Grunde könnte man die Umstehenden gleich fragen, ob sie den totalen Krieg wollen.

Kurzum: Kupfergeld ist zum Pro­blem geworden. Das haben auch die Experten der EU-Kommission erkannt. Schon 2013 empfahlen sie, Ein- und Zwei-Cent-Münzen zur Befriedung der europäischen Supermärkte abzuschaffen. Die Herstellung der bisher 46 Milliarden Exemplare habe ohnehin nichts als Verluste gebracht, 1,4 Milliarden Euro sollen es insgesamt gewesen sein. Doch im Gegensatz zu Finnland, Belgien oder den Niederlanden hielten die deutschen Pfennigfuchser an ihren Mini-Münzen fest. Omas Leitmotiv „Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert“ hatte Bestand. Bis jetzt.

Nun nämlich haben auch die Deutschen keine Lust mehr auf Kleingeldverstopfung im Portemonnaie. Einer jüngsten Umfrage des Instituts mymarktforschung.de zufolge befürworten inzwischen 52,7 Prozent die Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Münzen. Die armen Kupferstückchen befinden sich also in bester Gesellschaft mit der Sommerzeit, der Wehrpflicht und den Bundesjugendspielen. Von Fahrkartenautomaten des HVV wurden sie ja seit jeher abgelehnt.

Doch immerhin jeder Vierte will noch am Glückspfennig festhalten. Aus Gründen. Denn erst, wenn der letzte Cent eingeschmolzen, das letzte Kupfer zur Dachrinne geworden ist, wird man feststellen, dass sich Zehn-Euro-Scheine schlecht in Brunnen schmeißen lassen. Ganz zu schweigen von der Langeweile an den Supermarktkassen.