Schild dran, Schild ab. Der Streit um die Spaghettimonster-Messen beschäftigt im brandenburgischen Templin sogar die Justiz

Sie treffen sich im brandenburgischen Templin und verspeisen Spaghetti al dente, trinken Bier aus Kelchen und beten zu einer bislang unbekannten Gottheit, dem „Fliegenden Spaghettimonster“. Statt Halleluja lallen die Gläubigen ein kräftiges „Bier­luja“, und ihre Jenseitshoffnung richtet sich auf eine gut funktionierende Stripper- und Stripperinnenfabrik. Außerdem hoffen die „Pastafaris“ nach ihrem Tode nicht auf 72 Jungfrauen, sondern auf möglichst tägliche Eruptionen eines „Biervulkans“.

Was nach blankem Unsinn aussieht, hat offenbar ein ambitioniertes Motiv: Die Spaghettimonster-Kirche entstand vor zehn Jahren in Deutschland und den USA als angeblich parodistische Gegenbewegung zu den Kreationisten. Diese bibeltreuen Christen lehnen Darwins Evolutionstheorie ab und glauben der Heiligen Schrift mit ihrer Schöpfungstheologie.

Mit nur begrenzt lustigen Szenen spielen die Pasta-Jünger in Templin jede Woche Kirche und feiern sogar die Eucharistie. Dabei gelangen bissfeste, bandwurmlange Nudeln aus den Händen des Hohepriesters in den geöffneten Schlund eines Pastafaris.

Nun aber muss sich die brandenburgische Justiz mit dieser Gruppe befassen. Denn bisher konnte die Nudelkirche am Ortseingang auf ihre freitägliche „Nudelmesse“ hinweisen – direkt unter den Tafeln für die christlichen Gottesdienste. Das ist nun vorbei. Weil der Landesbetrieb Straßenwesen das Schild der pseudoreligiösen Gemeinschaft abhängen ließ, reichte diese jetzt beim Landgericht Potsdam Klage ein. Kultusministerin Sabine Kunst (SPD) sagte zur Begründung, bei der Gruppe handele es sich um eine Religionsparodie „ohne ernsthafte religiöse Sub­stanz“. Zudem hatten die Amtskirchen Protest eingelegt.

Die Anti-Kreationisten fordern deshalb den Rücktritt der Kultusministerin. Und erklären, dass sie mit dem satirischen Schild auf die Gleich­behandlung von Weltanschauungen aufmerksam machen wollten. Wie lange der Rechtsstreit dauert, ist ungewiss. Aber vielleicht treten die Gesundheitsapostel auf den Plan, um den Unsinn in der Uckermark zu stoppen. Schließlich macht die Mitgliedschaft bei den Pastafaris durch den Nudelkonsum dick. Da lobe ich mir die abstinenzerprobte katholische Fraktion. Dort gibt es für den Gläubigen nur eine kalorienarme Oblate und nicht mal einen Schluck Wein.