Airport Michael Müller als Aufsichtsratschef gewählt. Sonderregelung für Nachtflüge

Der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg hat einen neuen Vorsitzenden. Die 15 Mitglieder wählten am Freitag vergangener Woche Berlins Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) einstimmig zum Chef des Kontrollgremiums. „Ich habe gespürt, dass wir ein gutes Team sind“, sagte Müller nach der Sitzung. Seine wichtigste Aufgabe ist es, den Bau des Flughafens BER in Schönefeld zu überwachen und planmäßig bis Herbst 2017 zu Ende zu bringen. „Das Ziel einer Eröffnung 2017 steht nicht infrage“, sagte Müller. Flughafenchef Karsten Mühlenfeld räumte ein, in einigen Punkten hinter dem Zeitplan zurückzuliegen.

Müller löst den Brandenburger Staatssekretär Rainer Bretschneider ab, der nach dem Rücktritt von Klaus Wowereit als Regierender Bürgermeister den Vorsitz kommissarisch innehatte. Neu im Aufsichtsrat ist von Berliner Seite Baustaatssekretär Engelbert Lütke Daldrup. Er ersetzt Finanzstaatssekretärin Margaretha Sudhof.

Unter der Leitung des Regierenden Bürgermeisters fasste der Aufsichtsrat den Grundsatzbeschluss, das alte Terminal von Schönefeld über die Eröffnung des BER hinaus offen zu halten und für zehn Millionen Passagiere pro Jahr auszubauen. Diese Kapazitäten werden benötigt, weil der BER wohl nur 24 Millionen Passagiere pro Jahr abfertigen kann. Diese Marke übertreffen die Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld zusammen schon jetzt deutlich.

2015 werden aber zunächst drei Millionen Euro investiert, um das Gebäude zu modernisieren und Platz für die neu in Berlin stationierten Jets der Ryanair zu schaffen. Um das alte Terminal weiter nutzen zu können, soll der Bund für fünf Jahre als Zwischenlösung für den geplanten Regierungsflughafen einen Interimsbau an der sogenannten Ramp 1 errichten. Dort wäre auf dem Vorfeld genügend Platz, um drei Jumbojets nebeneinander abzustellen, hieß es.

Müller war vor der Sitzung in der Sky Lounge im Terminalgebäude des Flughafens Tegel nervös gewesen. Er fürchtete, dass sich nicht alle Vertreter der anderen Anteilseigner Bund und Brandenburg an die Vorabsprachen halten würden. Seinen ursprünglichen Vorschlag, seinen Bau-Staatssekretär zum Vorsitzenden zu machen, hatten die Partner abgelehnt. Müller wird nun neben seinem Innensenator Frank Henkel (CDU) der einzige Politiker aus der ersten Reihe im Kontrollgremium sein. Der Bund und Brandenburg sind nur mit Staatssekretären vertreten.

Die BER-Baustelle sorgte bei der Flughafengesellschaft auch 2014 für rote Zahlen. Trotz weiter steigender Passagierzahlen stand unter dem Strich ein Minus von 171 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte das Minus 181,7 Millionen Euro betragen. Mit dem Betrieb der Flughäfen Tegel und Schönefeld erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 289 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen blieb stabil bei rund 56 Millionen Euro.

Neues zu Nachtflügen

Die Fluglärmkommission für den BER will mit einer Sonderregelung nächtliche Flüge über den Berliner Südwesten sowie die Umlandgemeinden vermeiden. Die Kommission beschloss am Montag die Forderung, dass Piloten erst auf einer Höhe von 10.000 Fuß (rund 3000 Meter) die festgelegte Flugroute verlassen dürfen, wie der Vorsitzende Gerhard Steintjes mitteilte. Üblich ist, dass der Pilot bei 5000 Fuß die Route verlassen und den kürzesten Weg wählen kann, wenn der Lotse einverstanden ist. Je nach Ziel kann er dann auch über dicht bewohnte Stadtgebiete fliegen. In Tegel gilt aus Lärmschutzgründen nachts und am Wochenende eine höhere Grenze für das Verlassen der Flugroute, dort ist eine Mindesthöhe von 8000 Fuß vorgeschrieben.

Die Fluglärmkommission aus Bürgermeistern, Behörden- und Luftfahrtvertretern kann indes nur Empfehlungen geben. Die Entscheidung liegt nun bei der Deutschen Flugsicherung, die die Routen erarbeitet und dann beim Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung, das sie festlegt. Die Verdoppelung der üblichen Höhe fürs Abdrehen am BER beträfe zudem nur die Route, auf der die Maschinen am späten Abend und am frühen Morgen von der Nordbahn in Richtung Westen an Blankenfelde-Mahlow vorbei dicht am Berliner Stadtrand entlang fliegen. Die Route ist nach einem Gerichtsurteil neu zu regeln, die übrigen Flugkorridore sollen unverändert bleiben.