Griechenland-Krise: Kanzlerin Angela Merkel bewahrt die EU vor einem fatalen Fehler.

Ist es Größe oder doch eher Größenwahn, der die griechische Politik derzeit treibt? Am Sonnabend zerschnitten die radikalen Regenten aus Athen das Tischtuch mit den europäischen Partnern, Dienstag nun kam das Angebot von Premier Alexis Tsipras, weiterzuverhandeln. Das mag gut klingen – und ist doch eine politische Unverfrorenheit. Denn inzwischen sickert mehr und mehr durch, zu welchen Zugeständnissen die europäischen Partner am Sonnabend bereit waren.

Angeblich soll auch die deutsche Kanzlerin ein drittes Hilfsprogramm, eine teilweise Umschuldung und Investitionen von rund 35 Milliarden Euro in Griechenland befürwortet haben. Ein Paket, das sowohl die Christlich-Demokratische Union als auch die Europäische Union gespalten hätte. Ein Paket, das vielleicht nicht Griechenland, auf jeden Fall aber die irrlichternde Links-Rechts-Regierung gerettet hätte. Und ein Paket, das wohl nur die Ideologen und Spieler um Tsipras und Varoufakis ablehnen konnten.

Es mutet bizarr an, dass die griechische Regierung nach ihrem Zick-Zack-Kurs der vergangenen Wochen die Chuzpe besitzt, den Gläubigern „Angebote“ zu machen. Offenbar ist sie sich des Ernstes der Lage noch immer nicht bewusst. Mindestens genauso seltsam aber ist, dass die Eurofinanzminister noch am Dienstagabend über diese „Offerte“ beraten wollten. Der unbedingte Wille, dem griechischen Volk zu helfen, ehrt die EU. Aber sie läuft Gefahr, den Populisten auf den Leim zu gehen und das Gemeinschaftswerk Euro immer weiter zu untergraben. Kompromisse kann man nur mit Partnern schließen, die kompromissbereit und zuverlässig sind. Athen ist dieser Partner derzeit leider nicht.

Genau das hat Kanzlerin Angela Merkel – in enger Absprache mit der SPD – erkannt und einem weiteren Kompromiss eine Absage erteilt. Sie will eine Entscheidung am Sonntag im griechischen Referendum und keine weitere Blamage am Verhandlungstisch. Das ist die politisch schwierigere und kurzfristig für Griechenland bittere Entscheidung. Und doch dürfte sie ökonomisch klüger und mittelfristig für alle Krisenstaaten die richtige Entscheidung sein. Gestern hat Angela Merkel Führungsstärke gezeigt.