Norderstedt. Abendblatt-Leser waren zu Gast beim Polizeirevier und bei der Kripo. Anmeldungen für die nächste Station bei der AKN in Kaltenkirchen sind ab sofort möglich

Abendblatt-Leserin Christa Matzdorf meldete sich sofort. Sie wollte sich nicht die Chance entgehen lassen, sich einmal in ihrem Leben bei der Polizei die Fingerabdrücke nehmen zu lassen. Kein Sorge: Christa Matzdorf hat kein Verbrechen begangen. Sie hat an der zweiten Aktion „Willkommen hinter den Kulissen“ der Norderstedter Abendblatt-Redaktion teilgenommen. Nach der Premiere in der Norderstedter „TriBühne“ hatte die Redaktion diesmal Leser zu einem Blick hinter die Kulissen der Polizei eingeladen.

Zwei Stunden informierten Revierleiter Jochen Drews und Kripo-Chef Volker Willert ihre Gäste und führten sie durch das Polizeizentrum an der Europaallee. Zum Programm gehörte auch der professionelle Fingerabdruck, den sonst nur Diebe, Räuber und andere Kriminelle auf der Kripo-Etage hinterlassen.

80 Mitarbeiter gehören zur Schutzpolizei mit ihren drei Standorten an der Europaallee, der Rathausallee und der Müllerstraße. 24 Beamte arbeiten bei der Kripo. Gemeinsam sorgen Schutzleute und Kriminalbeamte dafür, dass die Norderstedter sicher leben. „Norderstedt ist im Vergleich zu anderen Kommunen eine sichere Stadt“, sagt Volker Willert.

Erste Station beim Rundgang war das Herzstück der Norderstedter Polizei: die Wache. „Alle Einsätze aus Norderstedt laufen hier zusammen“, erklärt Dienstgruppenleiter Oliver Baumann den Abendblatt-Lesern. Baumann ist Ansprechpartner für seine Kollegen, die im Streifenwagen in der Stadt unterwegs sind. In seinem Job ist Multitasking gefragt: Er telefoniert, funkt, dokumentiert an seinen PCs Einsätze und beobachtet auf Monitoren, was sich in den Zellen abspielt. Zu seinen wichtigsten Ansprechpartnern gehört in Elmshorn die Einsatzleitstelle der Polizeidirektion, in der alle Notrufe über die Nummer 110 auflaufen.

Dann muss Baumann seine Erklärungen für einen Einsatz unterbrechen: Die Feuerwehr meldet einen Feueralarm am Harkshörner Weg. Die Streifenwagen melden sich auf Funk. Ein Fehlalarm, wie sich kurz darauf herausstellt. Revierchef Jochen Drews führt die Gäste zur nächsten Station, dem Schießkino im Keller des Gebäudes. Was hier täglich geschieht, erklärt Einsatztrainer Thorsten Eggert, der die Norderstedter Beamten regelmäßig für den Dienst auf der Straße schult. Den Abendblatt-Leser fällt sofort auf: Hier wird scharf geschossen. Mindestens viermal pro Jahr muss jeder Polizist den Umgang mit einer Dienstwaffe üben. Auch das Schießen mit Maschinenpistolen trainiert Eggert mit seinen Kollegen. Geschossen wird stehend und aus der Bewegung. Auf einer Leinwand können unterschiedliche Ziele simuliert werden.

Eggert betont mehrfach die strengen Sicherheitsvorschriften beim Schießtraining. Wer hier mit seiner Pistole feuert, muss Gehörschutz und Sicherheitsbrille tragen. Geschossen wird ausschließlich mit Dienstwaffen. Dass auch mal ein Schuss daneben geht, beweisen einige Löcher in der Decke des Schießkinos.

Danach führen die Polizisten ihre Gäste in die Garage und zeigen, was alles in einem Streifenwagen steckt – zum Beispiel Yelp. Dieser schrille, bis ins Mark dringende Ton soll neben Martinshorn und Blaulicht für Aufmerksamkeit sorgen, wenn die Beamten es eilig haben oder ein Auto stoppen wollen. Eggert ist mit seinen Gästen gnädig; Er schaltet Yelp nur kurz ein. Das akustische Signal hinterlässt Eindruck

„Der Streifenwagen ist der Arbeitsplatz der Polizisten“, sagt Eggert. Zur Ausrüstung des VW Passat gehören außerdem die Videokamera an der Windschutzscheibe, ein tragbarer Schutzschild gegen Beschuss und der Stop Stick. Damit stoppen Polizisten Autofahrer, der partout nicht anhalten wollen. Der Stick wird auf die Fahrbahn geworfen. Nach dem Einsatz des Stop Sticks kann sich der Flüchtige neue Reifen kaufen – wenn er denn noch Auto fahren darf.

Was die Abendblatt-Leser nicht sehen können: Unter seinem Uniformhemd trägt er eine schusssichere Weste. Sie gehört für die Beamten zur persönlichen Ausrüstung wie Dienstwaffe, Pfefferspray, Schlagstock und Taschenlampe.

„Jetzt sperren wir sie ein“, kündigt Drews scherzhaft an und öffnet im Keller die Zellentüren. Das Inventar besteht aus einer Holzpritsche, der Aufenthalt ist jedoch teurer als in den meisten guten Hotels. Die Kosten hängen von der Dauer ab. Selbst für die Wolldecke muss der Gast zahlen. „Auch das Frühstück bei uns ist schlechter“, sagt Drews. Kripo-Chef Willert führt die Abendblatt-Leser zur letzten Station dieses Rundgangs bei der Norderstedter Polizei. Im Raum des Erkennungsdienstes der Kripo nimmt er Christa Matzdorf die Fingerabdrücke. Sie hat sich freiwillig bereiterklärt. Mancher Kriminelle muss mit bis zu vier Polizisten dazu gezwungen werden.

Am Dienstag, 18. Juni, heißt es wieder „Willkommen hinter den Kulissen!“ Die Norderstedter Redaktion des Hamburger Abendblatts lädt ihre Leser zu einem Besuch bei der AKN in Kaltenkirchen ein. Die Eisenbahner werden die Gäste unter anderem durch das Stellwerk und die Werkstatt führen, in der AKN-Triebwagen und andere Schienenfahrzeuge gewartet und repariert werden. Um 9.45 Uhr geht’s los.Wer hinter die Kulissen der AKN schauen will, sollte bis Freitag, 12. Juni, 10 Uhr, eine Mail mit dem Betreff „Kulissen AKN“ an norderstedt@abendblatt.de senden.