Wer etwas von Simone Young will, muss gut zu Fuß sein. „Kommen Sie mit mir“, sagt sie, wenn jemand sie auf einem der unzähligen Flure der Staatsoper antrifft. Die Hände reden mit; immer wieder streicht sie beim Gehen die langen dunkelbraunen Haare zurück, die ihr ums Gesicht fließen. Knapp und präzise sind ihre Anweisungen, rhythmisiert vom Staccato bleistiftdünner und bleistiftlanger Absätze auf rotem Linoleum.

In den zehn Jahren ihrer Amtszeit als Intendantin und Generalmusikdirektorin hat ihre Energie nicht nachgelassen. Dass sie den Knochenjob nicht vermissen wird, das hat sie kürzlich schon bei einem Bilanzgespräch auf Kampnagel erzählt. Weniger Galeerendienst im Büro, mehr Zeit fürs Dirigieren – und für Privates. Young und ihre Familie ziehen nach Südengland, nicht weit von der älteren Tochter, die selbst schon ein Kind hat.

Lange her die Zeiten, als Youngs jüngere Tochter bei den Proben in der Staatsoper im Zuschauerraum saß und hin und wieder ein selbst gemaltes Bild hochhielt, damit die viel beschäftigte Mutter es zur Kenntnis nehmen konnte. Dafür malt Young vielleicht bald selbst. Mit ihrem Enkelkind.

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