Pinneberg. Julian Böhme ist bereits zum vierten Mal beim Pflasterspektakel Comedy & Arts in Pinneberg das Bindeglied zwischen Zuschauern und Künstlern

Eigentlich wollte er in die Entwicklungshilfe gehen. Statt dessen leistet er Beihilfe zum Lachen und Staunen beim Pinneberger Kleinkunstfestival Comedy & Arts. Julian Böhme wird dabei an diesem Wochenende, 6. und 7. Juni, in seiner Rolle als Sir Julian, so sein Künstlername, wortgewandt und mit viel Witz zum vierten Mal in unverwechselbarer Art durchs Programm führen.

Böhme freut sich vor allem darauf, „Kollegen und Leute zu treffen, denen ich bereits schon mal begegnet bin und denen ich einen Teppich bereiten kann. Bei Comedy & Arts kann ich zudem in neue Programme reinschnuppern. Außerdem ist es eine tolle Plattform mit einem neuen Publikum, das die Artisten auch nutzen, um immer wieder Neues auszuprobieren.“

Nach seiner Garderobe für das Event befragt, ist er sich noch nicht ganz sicher: „Schwarz-weiß anzuziehen, finde ich immer ganz gut.“ Er wirkt nicht nur in dieser Hinsicht völlig entspannt. Auch was seine Vorbereitung angeht, ist er eher der spontane Typ.

„Ich werde versuchen, zu jedem Künstler etwas zu erzählen, zur Not frage ich das Publikum, wer als nächster dran ist.“ Überhaupt die Interaktion mit dem Publikum – eine grundlegende Sache sowohl für den Moderator als auch für den Künstler auf der Bühne. „Es ist wichtig, dass eine Brücke geschlagen wird, um dem Künstler ein Publikum aufzubauen. Daher fange ich eine Viertelstunde früher an, dann merken die Besucher schon, dass es langsam Zeit wird und setzen sich.“

Julian Böhme lernte Landwirtschaft und Sozialpädagogik

Böhme jongliert und performt seit seinem 13. Lebensjahr. Mit 16 hatte er seinen ersten größeren Auftritt, „hundert Mark habe ich dafür bekommen und da eigentlich schon gelernt, dass man damit Geld verdienen kann“. Doch die Erziehung stand dagegen, „nach dem Motto: Junge, davon kannst du doch nicht leben“. Er machte eine Lehre in der Landwirtschaft, begann danach mit seiner sozialpädagogischen Ausbildung, trat allerdings immer parallel dazu auf. „Aber dann kamen noch und nöcher Aufträge herein und dann dachte ich, Erzieher kann ich noch immer mit 40 werden.“ Nun ist er 40 und denkt gar nicht daran, das Fach zu wechseln. Kein Wunder, kann er sich hier doch „manchmal wie ein Hofnarr fühlen, der mit Spaß dem König die Wahrheit sagen kann“.

Er hat sich bereits auf das Kleinkunstfestival eingestimmt – mit einer exklusiven Vorab-Vorführung: „Mein guter Freund Jens Ohle hat in meinem Garten schon ein paar Auszüge aus seiner Show angespielt.“ Jens Ohle ist dieses Jahr wieder dabei und wird in seiner artistischen Comedyshow eine Nummer auf der Leiter zeigen. Auch er findet besonders spannend, dass Comedy & Arts ein Wettbewerb ist. „Da kann ich probieren, wie gut etwas ankommt. So bekomme ich mehr Erfahrung und die Leute eine Mischung aus Gewohntem und ganz Neuem.“

Neu ist der Einsatz einer Motorsäge. Aber auch Bowlingkugeln werden eingebaut. Zudem kündigt er an, dass er das Publikum „wie verrückt miteinbeziehen“ will. „Für die Besucher gibt es ja bereits eine Art Vorauswahl“, sagt Ohle. „Das sind nämlich Leute, die sich Kleinkunst ansehen und einfach gut unterhalten werden wollen.“ So verschieden sei das Publikum daher nicht, er müsse sich auf die Besucher vor Ort nicht extra einstellen. Außerdem komme er auch deswegen so gerne nach Pinneberg zum Festival, weil es „so nah ist“. Für ihn bestimmt, denn Ohle stammt aus Hamburg.

Von solchen Distanzen können die diesjährigen Teilnehmer aus anderen Ländern nur träumen. Niels Jannek von der Agentur bwp festival und event, die sich um die Organisation kümmert, zählt auf, woher sie stammen: Süd- und Lateinamerika, der Papierkünstler Mr. Lo hat sogar mexikanische Wurzeln, und Spanien. „In Spanien sind durch die wirtschaftliche Krise viele Festivals weggebrochen“, sagt Jannek. So müssten sich die Künstler mehr nach außen orientieren. Grundsätzlich sei es so, dass sich aus diesen Ländern viele Bewerber fänden, die gut ins Programm von Comedy & Arts passten mit ihrer Jonglage, Akrobatik und Zauberei.

„Für viele ist es einfach interessant, mal nicht in einem so abgesteckten Rahmen zu spielen wie etwa im Varieté. Dort sitzt das Publikum mit dem Glas in der Hand an kleinen Tischen vor der Bühne, und man hat meistens nur einen kurzen Auftritt von einigen Minuten.“ Es sei eine Umstellung, plötzlich auf der Straße zu spielen, „überall stehen Leute um einen herum – nicht nur vor der Bühne, da gibt es Zwischenrufe und das Publikum ist gemischter“.

Auch Stefan Zimmermann von der Gruppe „Juggle the Beat“ hat das ausprobiert. Seine erste Straßenshow absolvierte der Varieté-Künstler bei Comedy & Arts. Er ist bereits zum dritten Mal dabei. „Für die Artisten und Künstler ist es gut, zweigleisig zu fahren, im Sommer auf Open-Air-Festivals zu spielen und im Winter beispielsweise in Varietés“, sagt Organisator Niels Jannek. Doch jetzt werden die Künstler erst mal bis zur Abschluss-Show des 13. Pinneberger Kleinkunstfestivals am Sonntag (18 Uhr) wieder um die Gunst des hiesigen Publikums wetteifern.