Das DRS-Projekt „Rollstuhlsport macht Schule“ nimmt Berührungsängste

Eine hohe Bordsteinkante ist für die meisten Fußgänger kein Hindernis. Ein kleiner Satz und schon ist die Stufe überwunden. Doch wie meistert ein Rollstuhlfahrer eine solche Hürde? Mit Umweg, mit Schwung oder mit Geschick? Das Projekt „Rollstuhlsport macht Schule“ des Deutschen Rollstuhl-Sportverbands (DRS) will genau solche Fragen beantworten.

Der DRS besucht regelmäßig Schulklassen und ermöglicht es Kindern und Jugendlichen, erste Bewegungserfahrungen im Rollstuhl zu machen. Mit etwa 20 Rollstühlen im Gepäck begleitet der DRS dann eine Schulsportstunde. „Unser Ziel ist es, Barrieren abzubauen und den Schülern den Rollstuhlsport näher zu bringen“, erklärt Projektleiterin Tatjana Sieck vom DRS. Spielerisch lernen die Schüler etwa bei einem Rollstuhlbasketballspiel, bei einem Wettrennen oder in einem Hindernisparcour die Perspektive eines Rollstuhlfahrers kennen.

Im Jahr 2007 wurde „Rollstuhlsport macht Schule“ in Hamburg gestartet. Mittlerweile wird das Projekt in nahezu allen Bundesländern angeboten. Der Erfolg spricht für sich. Projektleiterin Sieck sagt zur Situation in Hamburg: „Wir gehen an etwa 20 Schulen im Jahr und die Nachfrage ist so groß, dass wir aktuell noch 20 offene Anfragen haben.“ Ab der fünften Klasse können sich Schüler und Schulen bewerben und einen Besuch des DRS buchen. Regelmäßig treffen auch Anfragen von Berufsschulen und von der Polizei-Akademie Hamburg ein. „In Hamburg profitieren wir durch die jüngsten Erfolge der BG Baskets. Aber auch anderswo steigt die Nachfrage“, sagt Sieck. Vereinzelt begleiten Spieler der BG Baskets den DRS in die Schulen und engagieren sich, zur Begeisterung der Schüler, als Trainer.

Das Interesse ist bei den Schülern groß. „Viele schnappen sich beim Ausladen direkt die Rollstühle und wollen sofort loslegen. Nach der Sportstunde sind alle immer total überrascht“, sagt Sieck. Dieser Überraschungseffekt sei bei Klassen mit Rollstuhlfahrern besonders groß. Das Feedback der Schulen sei ebenso positiv. Viele bewerben sich immer wieder, um die Inklusion voranzutreiben.

Die DRS-Projektleiterin Sieck ist mit der Entwicklung von „Rollstuhlsport macht Schule“ durchweg zufrieden. Für organisatorische Probleme sorgt allerdings die enorme Nachfrage Derzeit besucht der DRS zwei Schulklassen pro Monat. Die Wartezeit für die Schulen ist bei dem großen Interesse entsprechend lang. „Ich wünsche mir, dass wir in Zukunft noch mehr Klassen besuchen können. Die Wartezeit ist nicht optimal“, sagt Sieck.

Für den Tag ohne Grenzen hat der DRS ein Rollstuhlbasketball-Turnier organisiert. Am Freitagvormittag treten zehn Schulklassen, die an dem Projekt teilgenommen haben, gegeneinander an. Mit dabei ist auch eine Klasse aus Schleswig-Holstein. In den Rollstühlen kämpfen dann behinderte und auch nicht-behinderte Schüler um Punkte und den Turniersieg. Auf die Gewinner wartet ein Überraschungspreis.