Freestyle-„Rolli“ David Lebuser zeigt und lehrt Stunts, die sonst in Deutschland keiner kann

Von einem Glücksfall zu reden, ginge dann wohl doch zu weit. Zertrümmerter Lendenwirbel nach dem Unfall. Ein brutaler Einschnitt. Da kommt dann ein neues Leben, so oder so. „Meine Motivation, Dinge durchzuziehen, ist eine ganz andere geworden“, sagt David Lebuser, „es war vorher immer eine Schwäche von mir, schnell aufzugeben.“ Heute, sagt er, sei das völlig anders: „Ich habe die Motivation, besser zu werden, bin viel zielstrebiger.“

Der 28-Jährige kann nicht mehr laufen, seit er im August 2008 betrunken nach einer Party in einem Treppenhaus schwer gestürzt ist. Aber er kann Dinge mit dem Rollstuhl machen, die sonst in Deutschland keiner kann. Er skatet, stürzt sich Halfpipes herab, kippelt in extremen Schräglagen, fährt und springt über Rails und Hindernisse. Er hat für sich eine neue Berufung gefunden. „Der Glücksausstoß nach einem gelungenen Trick ist überragend“, erzählt er, „ja, da ist auch ein wenig ein Suchtpotenzial.“

Inzwischen versucht David Lebuser, sein Glück weiterzugeben. Auch am Tag ohne Grenzen auf dem Rathausmarkt. „Der kleine Skatepark wurde extra für uns gebaut, am Design war ich beteiligt“, erzählt Lebuser, „ich freue mich sehr auf Hamburg.“ Jeder Interessierte ist herzlich eingeladen, dort mitzumachen. Lebuser zeigt Tricks, führt ein, nimmt Bedenken, zeigt Rollstuhlfahrern eine völlig neue Welt der Möglichkeiten. „Ich werde beide Tage komplett vor Ort sein“, verspricht er.

Vor fast genau zwei Jahren hat David Lebuser damit begonnen, andere Rollstuhlfahrer an die Möglichkeiten an Rampen und in Bowls heranzuführen. Anfang Mai 2013 fand in Hamburg der erste Skate-Workshop für Rollis statt, auf einem Waldspielplatz in Rissen mit all den Features, die ein Extremsportler so braucht. Der Erfolg war überragend und ermutigend.

Er bietet mittlerweile mit Unterstützung des Deutschen Rollstuhlsport-Verbandes seine Workshops überall im Bundesgebiet an. Etwas über 250 überwiegend junge Menschen hat Lebuser schon an die Funsport-Möglichkeiten im Rollstuhl herangeführt. Auf jeden Fall aber merkt Deutschlands Skate-Pionier schon einen Wechsel in der Wahrnehmung. „Am Anfang wurde ich teilweise noch aus Skateparks geworfen, inzwischen sind viele Betreiber viel aufgeschlossener geworden, es ist ein großer Fortschritt“, sagt Lebuser.

Er hat durch seinen Sport auch seinen Job, der ihm Brot und Butter gibt. Er arbeitet als Reha-Fachberater in einem Kinder-Sanitätshaus, er schaut, dass die Rollstühle seiner jungen Klienten perfekt passen. Die Skaterei ist nur ein Hobby, eine Leidenschaft, aber für sein Leben ist es unersetzlich. „Wenn Leute mitkriegen, was wir so machen, sagen viele: Wie cool ist das denn?“

Eben. Das ist cool.