Trittau. Sie nannten sich The Jets, Bigelos, auch mal Candy: Drei junge Kerle aus Trittau. Ihre Freundschaft hält bis heute, und sie musizieren noch immer

„Wisst ihr noch?“ Bernd Knispel, auch Bimbo genannt, legt lachend das leicht vergilbte Bildchen in seinen Händen auf einen großen Fotostapel zurück. Das Foto zeigt drei junge Kerle an ihren Instrumenten. Sie tragen bunt gepunktete Hemden, sie haben volles, blond-braunes Haar. Bimbo ist der am Keyboard. Genau 50 Jahre ist es her, dass die Drei zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne standen. Und vor genau 40 Jahren wurde das alte Foto im ehemaligen Lauenburger Hof geschossen. Die Drei, das sind Bernd Knispel, Gert Ludewig und Hanns-Jürgen Diederichs.

Es ist viel Zeit vergangen. Die Kleidung fällt schlichter aus. Die Haare sind kürzer, weiß und grau. Doch zwei Konstanten sind geblieben: der Spaß an der Musik und eine echte Männerfreundschaft. „Damals gingen wir zusammen auf die Stormarnschule in Ahrensburg. Dann hatten wir die Idee, eine eigene Band zu gründen“, sagt Bimbo. 1965 war es soweit. Name: The Jets. Relativ schnell wurden sie in Stormarn, in Segeberg und im Lauenburgischen bekannt. „Wir waren oft die Einheizer in Holländers Gasthof“, erinnert sich Schlagzeuger Diederichs.

„Ursprünglich waren wir vier junge Kerle. Matti Klatt war noch mit dabei, er spielte Gitarre“, sagt Knispel, der sein Geld mit Musiktherapie verdient. „Das waren aufregende Momente“, sagt Knispel, und seine Augen funkeln bei dem Gedanken daran. „Einmal im Monat gab es im Gasthof einen Tanzabend. Berühmte Musiker wurden eingeladen.“ Im Trittauer Gasthof waren die jungen Musiker sogar Vorband von Peter Maffay und The Lords.

Bis 1969 spielten die Jets bundesweit. Die Scheibe mit den selbst komponierten Songs „Too late“ und „I am gonna change my life“ wurde ein großer Erfolg. Dennoch kam es aber vorerst zum Ende der Band. Grund waren keine internen Spannungen wie etwa zur selben Zeit bei den Beatles. Die Schule war den Musikern wichtiger.

Es folgte ein ganzes Jahr gar nichts. „1971 suchte dann der Tennisclub Trit­­­t­au zur Einweihung des neuen Clubhauses eine Band. Sie sollte neben Akkordeon und Trompete auch mal etwas Modernes spielen“, sagt Sänger Ludewig. Knispel fällt ihm ins Wort und ergänzt lachend: „Ich kann mich noch genau an diesen Tag erinnern. Wir haben unten im Keller von Familie Diederichs geprobt, und dann haben wir aus Spaß einen Schlager gespielt. Das war gar nicht unsere Musik. Wir haben uns darüber kaputtgelacht.“ Und dann kam alles anders. Die Haushälterin der Familie stand plötzlich in der Tür und war begeistert von der Schlagermusik. Und schließlich dachten sich die Jungs: Warum eigentlich keinen Schlager spielen? Gesagt, getan. Am Einweihungsabend spielten die Trittauer ihr kleines Schlager-Repertoire.

Die Bigelos wurden die Hausband der örtlichen Vereine

Es war die Geburtsstunde der neuen Band Bigelos. Und anstatt der ursprünglich vier Männer, gab es nun nur noch drei. „Matti Klatt hatte sich auf den Weg nach Amerika gemacht“, sagt Familienvater Diederichs. „Unser Konzept stand trotzdem: Wir spielten vom Schneewalzer bis zum Rock alles, auf das wir Lust hatten“, sagt Ludewig und summt nebenher die Melodie von Graham Bonneys Lied „Siebenmeilenstiefel“. Es war einer der ersten Schlager, den die Bigelos spielten. Sie wurden schnell die Hausband mehrerer Vereine. Bis zu 1200 Besucher kamen zu den Festen. Doch schon damals wie auch heute noch war die Musik nur ein Hobby. „Beruf und Familie begrenzten die regelmäßigen Auftritte“, sagt der zweifache Familienvater und frühere Zeichentrickregisseur Ludewig. Und so kam es auch, dass es im Jahr 1977 einen erneuten Umbruch gab: Produzent Kuno Dreysse, heute Moderator beim TV-Sender Hamburg 1, wurde auf die Stimmen von Knispel und Ludewig aufmerksam. „Es wurde Candy aus der Taufe gehoben, ein Duo mit deutschsprachigen Texten“, sagt er weiter. Die Bigelos blieben bestehen, allerdings ohne Diederichs. Der ging nach Kanada, um dort zu studieren. „Wir haben dann einen Ersatzschlagzeuger gehabt“, sagt Ludewig. Candy hatte mit ihren Singles „California“ und „Du bist frei“ gute Platzierungen in den Radio-Hitparaden. Jedoch wurde das Projekt 1979 wieder eingestellt. Es war neben der beruflichen Tätigkeit nicht mehr zu schaffen.

Die Band Bigelos lebte aber weiter, und schließlich kam Bandmitglied Diederichs zurück, er stieg in die Pyrotechnikfabrik ein, die der Familie gehörte. Seit 2012 spielen die Bigelos wieder regelmäßig – drei Jungs, die jetzt alle 65 Jahre alt sind und wie damals in Trittau leben.