Glinde . Lüneburger Geschäftsmann plant eine Hotel- und Wellnessanlage. Investitionen von mindestens 40 Millionen Euro. Politik muss noch zustimmen

Am Golf Gut in Glinde soll im Herbst 2017 ein Hotel mit Wellnessanlage der Premium-Klasse eröffnet werden, das in Europa Maßstäbe setzt. Hinter dem Vorhaben stehen Jens Lessau, Inhaber der Golfanlage, und der Projektentwickler Siegfried Reddel aus dem Landkreis Lüneburg. Auch wenn wichtige Details noch nicht geklärt sind und es in der Politik auch Bedenkenträger gibt, spricht vieles für die Realisierung. Das Projekt soll mindestens 40 Millionen Euro kosten.

„Das Hotel ist extrem wichtig für das Image und die Positionierung der Stadt im Bereich Tourismus. Es ist ein Leuchtturmprojekt und strahlt überregional nach Hamburg und Umgebung aus“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug. Ein Bebauungsplan existiert bereits seit November 2011. Er muss aber geändert werden, weil sich die Bauweise aufgelockert hat und das Bau-Fenster vergrößert werden muss. Die Nutzfläche beträgt 20.000 Quadratmeter.

Lessau und Reddel stellten sowohl dem Bauausschuss als auch den Bürgern im Rahmen einer Informationsveranstaltung ihr Konzept vor. Reddel, der mehrere Investoren um sich geschart hat, sagt: „Es gibt in Norddeutschland nichts Vergleichbares.“ Was die Zahl der Besucher angeht, plane er erst einmal konservativ. „Erst im zweiten Betriebsjahr rechne ich mit etwa 250.000.“

Architektonisch ist der Komplex in einem mediterranen und arabisch-indischen Stil gehalten. Geplant in dem Hotelgebäude mit bis zu vier Geschossen sind 130 Zimmer. Dazu zählen auch Suiten und Deluxe-Zimmer. Für Geschäftsreisende und Tagungsgäste sind Standardzimmer vorgesehen. Die Räumlichkeiten für Tagungen und Events umfassen rund 800 Quadratmeter und sind mit modernster Technik ausgestattet. Auch das Ausrichten von Hochzeiten soll hier möglich sein. Hotel und Wellnessanlage mit Sport-, Schwimm- und Behandlungseinrichtungen sind direkt miteinander verbunden.

Golfurlauber und Städtereisende aus Europa sollen angesprochen werden

Ein wichtiger Bestandteil des Konzepts ist zudem die Gastronomie. Angedacht sind ineinander laufende Restaurant-, Bar- und Lounge-Bereiche mit Kaminen. Neben den Individualgästen setzen die Investoren vor allem auf Wellness- und Golfurlauber sowie Kurz- und Städtereisende aus Deutschland und Europa.

Das Golf Gut in der 18.500-Einwohner-Stadt mit einer Neun- und 18-Lochanlage sowie Kurzplatz und Drivingrange hat über die Grenzen Glindes einen guten Ruf. Von den rund 1000 Mitgliedern kommen 70 Prozent aus Hamburg und Umgebung. „Der Platz ist ein Aushängeschild für Glinde“, sagt Zug. Eine noch viel größere Sogwirkung verspricht er sich vom sogenannten Wellness-Hotel-Resort. Laut Verwaltungschef könnte der Entwurfs- und Auslegungsbeschluss im August erfolgen. Die Macher möchten im Frühjahr 2016 mit dem Bau beginnen.

Bei der Konzeption der Wellnessanlage, die sich auf 9500 Quadratmetern erstreckt und weitläufig mit einem großen Gartenanteil gestaltet ist, orientieren sich die Planer unter anderem am Mediterana in Bergisch Gladbach. In der Branche gilt das Haus als eines der Besten in Europa. Eben jene Anlage hatte Reddel ab dem Jahr 2000 aufgebaut und 13 Jahre lang geführt. „Das ist eine Erfolgsgeschichte“, sagt Peter-Michael Geierhaas (SPD).

Der Politiker hat das Mediterana schon einmal besucht und war begeistert. Er könne sich vorstellen, dass es auch in Glinde sehr gut funktioniere. Geierhaas: „Eine Mehrheit in der Politik für die Änderung des B-Plans lässt sich sehr wahrscheinlich finden.“ Bei den Sozialdemokraten gibt es aber auch kritische Stimmen. Zu den Bedenkenträgern zählt der SPD-Vorsitzende Frank Lauterbach: „Das Ding ist drei Nummern zu groß für Glinde.“

Anwohner sehen Optimierungsbedarf bei der Zufahrt zur Anlage

Die CDU hat das Thema auf ihrer jüngsten Fraktionssitzung ausgiebig behandelt. „Die Anlage ist sinnvoll und ein Gewinn für Glinde. Meine Partei gibt für den Bau grünes Licht“, sagt der Fraktionsvorsitzende Rainer Neumann. Jan Schwartz, Ortsvorsitzender der Grünen, kann dem Projekt viel Gutes abgewinnen. „Wir brauchen so etwas, wenn Glinde nicht nur Schlafstadt sein soll. Eine solche Anlage bietet der Stadt die Möglichkeit, Menschen anzuziehen, die hier Geld lassen.“ Schwartz ist aber auch wichtig, dass Glinder Familien mit schmalerem Geldbeutel Zugang haben. Er sagt: „Es wäre gut, an bestimmten Tagen die Preise zu ermäßigen.“

Die Aufgaben bei dem Projekt sind klar verteilt. Lessau ist dafür zuständig, die planungsrechtlichen Voraussetzungen zu schaffen. Er muss die Politik begeistern, ein Grundstück mit entsprechendem B-Plan liefern. Projektentwickler Reddel hingegen sammelt Investoren und sichert die Finanzierung. Er setzt das Konzept letztendlich um. „Inzwischen halte ich den Bau für sehr wahrscheinlich, wäre aber schon gern ein bisschen weiter gewesen“, sagt Lessau.

Anwohner befürchten, dass sich die Verkehrssituation in dem Viertel verschärfen könnte. Sie sehen auch Optimierungsbedarf bei der Zufahrt zur Anlage, fordern auf einem Teilstück die Schaffung von Rad- und Fußwegen. Lessau verspricht ihnen eine „vernünftige Lösung für alle Beteiligten“. Die Zufahrt sei eine der wichtigsten Sachen und die Planer an dem Thema dran. Lessau: „Die Stadt wird da auch ein Wörtchen mitreden.“