Das Hamburger Abendblatt ist an seinem neuen Standort im Nikolai-Viertel angekommen – und damit fast allem, was in Hamburg wichtig und prägend ist, nähergerückt. Vor allemaber seinen Lesern

Wir suchten: ein Gebäude mit rund 12.000 Quadratmetern, möglichst mitten in der Stadt, modern, hell, freundlich, gut erreichbar und, fast das Wichtigste, innerhalb des nächsten Dreivierteljahres beziehbar. Letzteres war die mit Abstand schwierigste Bedingung, als sich das Hamburger Abendblatt im Mai 2014, also nach der vollzogenen Übernahme durch die Funke Mediengruppe, aufmachte, um eine neue Heimat zu finden. Wir hatten Glück: Ausgerechnet in unmittelbarer Nähe von Rathaus und Handelskammer, zwei der wichtigsten Ausgangspunkte für Recherchen, wurde exakt das Haus gebaut, das wir brauchten. Sieben Stockwerke, im Erdgeschoss genügend Platz für die Geschäftsstelle des Hamburger Abendblatts, darüber Flächen, die sich ideal für die Zwecke von Zeitungen und Zeitschriften („Hörzu“, „Bild der Frau“, „TV digital“ zogen mit ein) gestalten lassen.

Die Entscheidung für den Großen Burstah 18–32 war schnell gefallen, auch wenn sich vor wenigen Monaten kaum jemand von uns so richtig vorstellen konnte, wie die Abendblatt-Zentrale in Hamburg am Ende aussehen und ob sie überhaupt rechtzeitig fertig werden würde. Dem Charme des Gebäudes konnte sich aber niemand entziehen, vor allem dann nicht, wenn er es einmal bis aufs Dach geschafft hatte. Von dort oben sieht man in wenigen Sekunden nahezu alles, was in Hamburg wichtig und prägend ist. Das Rathaus und die Handelskammer, den Michel, die Elbphilharmonie und den Hafen, den Fernsehturm – mehr mittendrin geht nicht.

Das spüren die Mitarbeiter des Hamburger Abendblatts jetzt jeden Tag. Anfänglich haben wir uns schon gefragt, ob es einen großen Unterschied macht, von der Caffamacherreihe, unserem bisherigen (Springer-)Standort, etwas weiter in Richtung Innenstadt zu ziehen. Es macht! Spielte sich das Leben der Kolleginnen und Kollegen bisher überwiegend in den eigenen Räumen ab, also zwischen Büro, Kantine und hauseigenem Bistro, geht es trotz mobilen Verpflegungsservices auf den Etagen nun viel öfter raus – und rein in einen Stadtteil, der deutlich trubeliger und interessanter ist, als es die Gegend um die Caffamacherreihe war.

Ja, der Große Burstah und das Nikolai-Viertel sind in einigen Teilen noch Baustelle(n), und mindestens ein großer Abriss steht in den nächsten Jahren noch an, wir werden ihn sehr nah aus unseren Büros miterleben können. Aber was es hier an gastronomischen und anderen Angeboten gibt, wen man in einem der vielen Restaurants oder Kantinen treffen kann, ist schon jetzt eindrucksvoll.

Das Hamburger Abendblatt will gern dabei helfen, die Gegend noch interessanter zu machen. Vor allem wollen wir uns aber unseren Leserinnen und Lesern noch stärker öffnen, für sie viel besser als in der Vergangenheit erreichbar sein. Das war am alten Standort mit seiner Vielzahl unterschiedlicher Firmen, die zum Teil sehr ausführliche Sicherheitskontrollen erforderlich machten, nicht immer ganz leicht, um nicht zu sagen: abschreckend.

Jetzt haben wir ein Haus für uns und wenige andere Funke-Titel allein, freuen uns sowohl in der Geschäftsstelle als auch im Verlag und natürlich in der Redaktion über Besuch und Besucher. Die ersten waren übrigens schon am Tag nach dem Umzug da, als der Große Burstah 18–32 noch mehr Baustelle als Verlagssitz war: Mitten zwischen mehr als 200 Handwerkern jeden Tag eine Zeitung auf Papier und online zu machen war eine interessante Erfahrung, auch weil wir dadurch den einen oder anderen neuen Leser gewinnen konnten. Die Sicherheitsleute, die in der Anfangsphase auf allen Stockwerken für Ordnung sorgten, waren auf jeden Fall innerhalb kürzester Zeit begeisterte Abendblatt-Kunden.

Überhaupt war der Empfang in Haus und Viertel sehr freundlich: Benachbarte Läden wie Lenffer hatten Willkommens-Grüße im Schaufenster, die Handelskammer ließ ihren Haus-Zeichner Axel Ahrens eine Karikatur anlässlich des Umzugs anfertigen, die Hamburger Sparkasse brachte wie das Hotel Atlantic eine Torte vorbei. Wir werden uns revanchieren, versprochen, notfalls mit einer kleinen Einweihungsfeier auf dem Dach …

Die Redaktion sitzt ein paar Stockwerke tiefer, auf der einen Seite mit Blick auf die Nikolaikirche und den Großen Burstah, auf der anderen Seite mit direktem U-Bahn-Anschluss, der einen regelmäßig daran erinnert, dass man tatsächlich mitten in einer Millionenstadt ist – und nicht, wie so viele Kollegen anderer, großer Regionalzeitungen, irgendwo auf der grünen Wiese oder an der Autobahn.

Da man im neuen Gebäude alle Teile der Redaktion in einer Art Rundlauf erreichen kann, hat sich die Kommunikation verändert: Wo früher angesichts deutlich größerer Entfernungen (und mehr verschlossener Türen) E-Mails geschrieben wurden, gibt es inzwischen viel mehr persönliche Kontakte. Die Grenzen zwischen Ressorts wie Kultur, Wirtschaft, Lokales oder Sport verwischen, die Online-Redaktion sitzt sowieso mittendrin. Und direkt gegenüber dem neuen Konferenzraum gibt es einen Marktplatz, auf dem man sich rund um die Uhr mit Kollegen treffen, etwas essen oder trinken kann. Denn schließlich ist die Redaktion fast 24 Stunden besetzt.

Liebe Leserinnen und Leser, wenn Sie demnächst einmal wieder in der Innenstadt sind, schauen Sie doch einfach mal vorbei. Es lohnt sich, gern auch öfter: Denn irgendwas ist immer neu und anders im Nikolai-Viertel, selbst wenn man so wie das Hamburger Abendblatt inzwischen jeden Tag hier ist.