Zupfen und blasen, bimmeln und bommeln. In Zeiten von Smartphone und Laptop melden die deutschen Musikschulen Rekordzahlen

Eltern lassen ja nichts unversucht, um die kognitive Leistungsfähigkeit ihres Nachwuchses zu erhöhen. Mehrjährige musikalische Früherziehung gilt deshalb auf Spielplätzen im Prenzlauer Berg längst als anerkannter Bildungsstandard. Die Kinder dürfen früh ausprobieren, was instrumental angeboten wird – von der georgischen Langhalslaute bis zur mecklenburgischen Gefäßrassel. Spiel’s noch einmal, Kind!

Folglich kreisen die Gespräche von Wilhelm und Oktavian schon in Kindertagen nicht nur um gängige Impfempfehlungen, auch der Vorjahreswettbewerb von „Jugend musiziert“ ist Thema. Schließlich hat man sich erfolgreich durch „Peter und der Wolf“ geflötet, da kann das dreisprachig aufgewachsene Kindermädchen nur mit den Ohren schlackern. Es ist eben eine Insel der Privilegierten, meint man.

Doch weit gefehlt. Das Musizieren im Jugendalter ist nach wie vor ein Breitensport, meldet just der Musikschulkongress in Münster. Demnach genießen aktuell mehr als zwei Millionen Kinder regelmäßig Musikunterricht, zudem geigen sich 14 Millionen Erwachsene begeistert durch ihre Freizeit. In Zeiten, in denen Touchscreens schon als Streichinstrumente durchgehen, scheint eine zunehmende Sehnsucht nach echten Zupf-, Blas- und Schlagwerkzeugen zu existieren. Tendenz: steigend.

Denn obwohl die 930 öffentlichen Musikschulen im Land chronisch überbucht und strukturell unterfinanziert sind, versuchen sie, mit zeitgemäßen und niedrigschwelligen Angeboten jede Gesellschaftsschicht zu erreichen. Dazu zählt das gefahrlose Bedienen eines Triangels genauso wie das rückenschonende Auflegen von Schallplatten oder das Musizieren am Computer. Immer öfter heißt es ja schon: Löschen Sie bitte das Licht, wir bringen nun Mozart zu Gehör! Laptops auf, Kinder!

Das Land der Dichter und Denker, es entdeckt einmal mehr seine orchestrale Seite. Die Kinder bimmeln und bommeln sich an Glockenspielen durch ihre Jugend, die Eltern entdecken die schottische Sackpfeife neu. Deutschland, deine Zukunft ist laut.