Hamburg. Mann stirbt in Großer Elbstraße vor Augen seiner schwangeren Freundin. Großeinsätze der Feuerwehr in der ganzen Stadt

Daniel Herder
Christoph Heinemann

Bei dem verheerenden Unwetter ist am Dienstag im Altonaer Fischereihafen ein Mann ums Leben gekommen, seine schwangere Lebensgefährtin kam schwerverletzt in ein Krankenhaus. In ganz Hamburg rückte die Feuerwehr in nur 90 Minuten zu mehr als 300 „wetterbedingten Einsätzen“ aus – es wurde der Ausnahmezustand erklärt. Die Niederschlagsmenge in einigen Stadtteilen entsprach ungefähr einem Drittel der Menge, die sonst im gesamten Mai fällt. So wurden in Horn 18,1 Liter pro Quadratmeter gemessen. Auch in anderen norddeutschen Städten, etwa in Lübeck, verursachte das Unwetter schwere Schäden.

Gegen 17 Uhr hatte sich der Himmel über Hamburg plötzlich verfinstert. Neben extrem starkem Regen fielen bis zu drei Zentimeter große Hagelkörner, fegten Sturmböen mit Geschwindigkeiten von bis zu 100 km/h durch die Stadt. Das junge Paar war mit dem Auto auf der Großen Elbstraße unterwegs, als das Vordach eines Firmengebäudes direkt neben dem Fischereihafen Restaurant auf die Straße flog und das Fahrzeug traf. Weil sich noch mehr Teile vom Dach zu lösen drohten, hatte die Feuerwehr erhebliche Mühe, zum Auto vorzudringen. Die schwangere 25-Jährige konnte zwar gerettet werden, hat aber schwere Verletzungen erlitten. Ihr 26 Jahre alter Partner war von den Trümmern erschlagen worden – für ihn kam jede Hilfe zu spät.

Als „kurz und hart“ bezeichnete Feuerwehrsprecher Thorsten Grams die Lage in Hamburg am Dienstagabend. Die Retter mussten immer wieder ausrücken, weil Straßen unterspült und Bäume umgestürzt waren. Im Krankenhaus Wandsbek mussten sie einen mit Wasser vollgelaufenen Fahrstuhlschacht auspumpen. Auf der Sieker Landstraße in Rahlstedt wurde eine Frau in ihrem Auto eingeklemmt und verletzt. Im Containerhafen lösten sich durch das Unwetter fünf Containerschiffe und kollidierten, konnten aber kurz darauf wieder festgemacht werden. Am Lohbekstieg (Lokstedt) fiel ein Baum auf ein Wohnhaus, zerschmetterte einen Wintergarten und riss Teile der Garage ein. Während die Feuerwehr den Baum zersägte, war der Eigentümer im Inneren eingesperrt. Auch im Bahnverkehr kam es zu massiven Behinderungen. So war die Zugstrecke zwischen Hamburg und Lübeck in beide Richtungen gesperrt. Zwischen Berne und Ohlstedt fiel der Verkehr auf der Linie U1 für Stunden aus. Auch der Busverkehr geriet komplett aus dem Takt, so konnte eine Haltestelle in Wandsbek nicht angefahren werden, weil sie unterspült worden war.

Ursache für das Unwetter ist das Tief „Zoran“ über der Nordsee: Subtropische Warmluft, die gestern für Temperaturen von knapp 25 Grad gesorgt hatte, war mit einer Kaltfront kollidiert – dadurch waren extrem energiereiche Luftmassen entstanden.

Seite 14 So wütete das Unwetter im Norden